Bundeswehr in NordafrikaWieder deutsche Soldaten nach Niger

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Verteidigungsministerin Christine Lambrecht besucht am Freitag den deutschen Stützpunkt im Niger.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht besucht am Freitag den deutschen Stützpunkt im Niger. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Neuausrichtung in der Sahelzone: Der Abzug aus Mali ist beschlossen, dafür soll sich die Bundeswehr stärker im Nachbarland Niger engagieren. Auch dort wüten islamistische Terroristen.

Von Mike Szymanski, Niamey

Weil der Militäreinsatz der Bundeswehr in Mali auf ein Ende spätestens im Mai 2024 zusteuert, will Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) die Sahelzone im Kampf gegen islamistischen Terror durch mehr Engagement im Nachbarland Niger unterstützen. Während ihres Truppenbesuchs bei deutschen Soldaten in Gao in Mali erklärte sie: "Wir dürfen die Sahelzone nicht sich selbst überlassen." Darum werde sich Deutschland an einer neuen Militärmission beteiligen, die gerade erst von der EU auf den Weg gebracht wurde. Lambrecht wollte am Freitag bei politischen Gesprächen in Niger ausloten, wie das neue Engagement aussehen kann.

Anfang der Woche hatte der Rat der EU beschlossen, Niger bei der Bekämpfung "terroristischer bewaffneter Vereinigungen" zu unterstützen. Man will gemeinsam ein Ausbildungszentrum für die Techniker der Armee errichten, Beratung und Lehrgänge für Spezialisten anbieten und ein neues Bataillon für gesicherte Kommunikation aufbauen. Die Mission soll "EUMPM Niger" heißen und ist laut EU zunächst auf drei Jahre angelegt. Die Rede ist von etwa 250 Soldaten, die nach Niger entsandt werden und Ende 2023 voll einsatzbereit sein sollen. Deutschland könnte sich mit einer zweistelligen Zahl an Soldatinnen und Soldaten beteiligen, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Absprachen und Planungen laufen bereits.

Von Niger aus wird die UN-Mission in Mali unterstützt

Deutschland engagiert sich bereits seit Jahren militärisch in Niger. In kaum einem anderen afrikanischen Land waren die Streitkräfte zahlenmäßig so schwach aufgestellt wie dort. Seit 2010 versucht die Regierung, die eigene Armee zu stärken. Weil Niger sich aus eigener Kraft dazu nicht in der Lage sah, hat es internationale Partner, darunter die USA und Kanada, um Hilfe beim Aufbau von Spezialkräfte-Bataillonen gebeten.

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Auch Deutschland erreichte ein Hilferuf. 2018 übernahm es die Ausbildungsmission "Gazelle" zum Aufbau des 41. Bataillons, 150 deutsche Soldaten helfen derzeit noch bei Training, Ausbildung und Ausrüstung. Die Operation gilt als Ausnahme, denn im Gegensatz zu anderen Auslandseinsätzen hat "Gazelle" ihr Ziel erreicht: Das Bataillon mit nigrischen Spezialkräften ist aufgestellt und im Einsatz, die Mission wird planmäßig zum Jahresende beendet. Ganz zurückziehen wollte Deutschland sich aber nicht, die Zusammenarbeit mit Niger wird als zu wichtig erachtet. In einer Folgemission mit einigen, wenigen Beratern will Berlin die Spezialkräfte weiter unterstützen.

Auch ein Luftdrehkreuz ist in Niger entstanden. Von dort aus wird der UN-Einsatz in Mali mit Personal und Material versorgt. Werden Soldaten in Mali krank oder verwundet, fliegt man sie über den Stützpunkt im nigrischen Niamey aus. Auch bei den Abzugsplänen für Mali fällt Niger eine Schlüsselrolle zu. Über den Stützpunkt in Niamey dürfte ein großer Teil des Materials aus Mali umgeschlagen werden.

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