Makkabiade:Glickmans Trikot

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Die Amerikaner kuschten 1936 vor den Nazis und ließen ihre jüdischen Athleten nicht antreten. Jetzt sind deren Nachfahren in Berlin. Über einen späten Sieg auf Hitlers Sportplätzen.

Von Javier Cáceres und Holger Gertz

Nancy Glickman hat in Berlin ein Trikot dabei, sie spricht über das Trikot, und manchmal holt sie es aus einer Plastiktüte, dann kann man es richtig anschauen. Das Trikot stammt aus Zeiten, als man noch Turnhemd sagte: ärmellos, das Weiß des Stoffes hat sich mit den Jahren zu Perlmutt veredelt. Rot-weiß-blaue Farbbänder ziehen sich wie eine Schärpe von der Schulter zum Unterbauch. Aber erst das Wappen zeigt, in welchem Auftrag der Mensch unterwegs war, der das Trikot getragen hat. Das Wappen hier ist gestickt, 13 Streifen in Rot und Weiß, für die 13 Gründerstaaten der USA, darüber die Olympischen Ringe. Die winzigen Löcher - Mottenfraß, allgemeine Gewebemüdigkeit - sieht man erst, wenn man nah rangeht, die Löcher machen das Trikot interessant, wie Falten ein Gesicht.

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