MadagaskarPräsident prangert Putschversuch an

In der Stadt Antananarivo werden Mitglieder der Militäreinheit Capsat mit Jubel begrüßt - von Einwohnern, die sich zum Gedenken an getötete Demonstranten versammelt haben.
In der Stadt Antananarivo werden Mitglieder der Militäreinheit Capsat mit Jubel begrüßt - von Einwohnern, die sich zum Gedenken an getötete Demonstranten versammelt haben. (Foto: LUIS TATO/AFP)

Seit Tagen protestieren in dem afrikanischen Inselstaat vor allem junge Menschen gegen die Regierung, die sie für zahlreiche Missstände verantwortlich machen. Ihnen haben sich nun Teile der Armee angeschlossen.

Nach tagelangen gewaltsamen Protesten auf dem Inselstaat Madagaskar hat Staatschef Andry Rajoelina einen Putschversuch gegen ihn angeprangert. In seinem Land erfolge aktuell eine „illegale Machtübernahme durch das Militär“, sagte er. Das Präsidentenbüro nannte die Lage am Sonntag „äußerst ernst“ und rief die Bevölkerung zu Zusammenhalt und Dialog auf. Kurz zuvor hatte eine aufständische Einheit der Armee erklärt, sie habe die Kontrolle über die Land-, Luft- und Seestreitkräfte des riesigen Inselstaats vor der südöstlichen Küste Afrikas übernommen.

Schon am Vortag hatte der Anführer der Einheit namens Capsat, Oberst Michael Randrianirina, seine Truppen zum Ungehorsam aufgerufen und sie aufgefordert, nicht länger gewaltsam gegen die Demonstranten vorzugehen, die den Rücktritt Rajoelinas fordern. Zahlreiche Soldaten schlossen sich daraufhin den Protesten an. Allerdings gibt es in Madagaskar auch eine Gendarmerie, die separat von Polizei und Militär handelt.

In dem Inselstaat im Indischen Ozean demonstrieren seit Ende September Zehntausende junge Menschen. Auslöser der Aufstände waren anhaltende Strom- und Wasserausfälle, Missstände im Bildungssystem sowie Unzufriedenheit über hohe Arbeitslosigkeit und weitverbreitete Armut. Die Gewerkschaften schlossen sich den Protesten an und riefen für den vergangenen Donnerstag zum Generalstreik auf.

Der Aufenthaltsort Rajoelinas war am Sonntag unbekannt. Weder Gerüchte, dass der Präsident das Land verlassen habe, noch Aussagen, er habe sich in seinem Regierungssitz verbarrikadiert, konnten bisher bestätigt werden. In der Hoffnung, den gewaltsamen Protesten, bei denen mindestens 22 Menschen getötet wurden, ein Ende zu setzen, hatte Rajoelina die Regierung aufgelöst und einen neuen Ministerpräsidenten ernannt. Doch den Demonstranten reicht das nicht – sie fordern Rajoelinas eigenen Rücktritt.

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