Macron und Merkel:Gut für alle

Deutschland und Frankreich sind im Reformfieber. Vorsicht, nicht alles ist gut.

Von Stefan Kornelius

Selten ergeben sich in der europäischen Geschichte Konstellationen, in denen der politische Fortschritt derart mühelos daherkommt wie in diesen Monaten zwischen Deutschland und Frankreich. Das Duo Macron-Merkel erscheint aus vielerlei Gründen einfach zu gut, als dass daraus nur Kleinkram entstehen könnte. Etwas Großes muss also her. Bleibt die bescheidene Frage: Was darf es denn bitte sein?

Die Reformdynamik nimmt deswegen so viel Fahrt auf, weil sie beiden Seiten nutzt. Der Revoluzzer Macron braucht den Mantel des europäischen Staatenlenkers, er muss ihn seinen innenpolitischen Projekten umlegen, damit das Land nicht friert. Merkel (und übrigens jeder potenzielle Sieger der Bundestagswahl) muss das Interesse haben, Deutschlands schwierige Führungslast in Europa zu teilen. Nur so wird die EU ihre Problemberge los.

Wo also starten? Schwachstellen der Währungsunion, Investitionsplan, Militär, Rüstung einschließlich Kampfjet? Themen gibt es ausreichend, bis hin zur Vorstellung der Europa-Euphorisierten, so etwas wie einen neuen Gründungsvertrag zu schließen. Zwei Lehren sollte man bei all dem nicht aus den Augen verlieren: Traditionell verhaken sich Deutschland und Frankreich immer wieder, wenn es um die Kernfragen von Souveränität und die Rolle des Staates geht. Es wird also auch Krach geben. Und zweitens hat die EU mehr als nur zwei Mitglieder.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: