Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Teilabzug aus der Sahel-Zone

Staatschef Macron will etliche Soldaten nach Hause holen. Weniger als ein Jahr vor der Präsidentenwahl soll eine internationale Mission die französische Operation ersetzen.

Von Paul-Anton Krüger, München

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat angekündigt, die Militärpräsenz seines Landes in den Ländern der Sahel-Zone deutlich zu reduzieren und die seit August 2014 andauernde Operation Barkhane zur Bekämpfung islamistischer Terrorgruppen zu beenden. An ihre Stelle solle eine internationale Mission unter Einbeziehung der Staaten der Region treten, sagte Macron am Donnerstagabend in Paris. Er sprach von einer "tiefgreifenden Veränderung" des Einsatzes, für den Frankreich derzeit 5100 Soldaten in den ehemaligen Kolonien Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger stationiert hat.

Er werde dazu einen "Dialog mit unseren afrikanischen und europäischen Partnern" führen. Eine Säule der von Macron gewünschten internationalen Mission soll nach seinen Worten die Bekämpfung terroristischer Gruppen durch Spezialeinheiten sein. Frankreich werde dafür mehrere Hundert Soldaten in der Region lassen. Die zweite Säule solle verstärkte Kooperation sein, sowohl mit Streitkräften aus Europa als auch aus der Region. Der Abzug eines Teils der französischen Truppen werde geordnet verlaufen, sicherte Macron zu. Details sollen bis Ende Juni ausgearbeitet werden. Wie viele Soldaten Paris abziehen will, sagte er nicht.

Viele Soldaten sind in der Sahel-Zone gestorben

Macron sagte, viele Soldaten seien gefallen; der Einsatz ist in Frankreich weniger als ein Jahr vor der Präsidentenwahl zunehmend unpopulär. Aber auch politisch stand die Strategie zunehmend infrage: Frankreich hat jüngst wie auch die USA die Zusammenarbeit mit der Armee in Mali eingestellt, nachdem diese Ende Mai zum zweiten Mal in neun Monaten geputscht und die zivile Übergangsregierung abgesetzt hatte. In dem Land liegt der Schwerpunkt des französischen Einsatzes. Die Intervention dort hatte Paris 2012 auf Bitten der damaligen Regierung begonnen, nachdem islamistische Gruppen den Norden des Landes übernommen hatten. Mittlerweile wächst in den Sahel-Staaten aber die Ablehnung gegen Frankreich.

Die Bundeswehr ist in Mali am UN-Stabilisierungseinsatz Minusma ebenso beteiligt wie an der Ausbildungsmission EUTM der EU. Für die UN-Mission lässt das Mandat des Bundestags die Entsendung von bis zu 1100 Soldaten zu, für Ausbildung bis zu 600. Kanzlerin Angela Merkel hatte sich nach dem Putsch gegen einen Abzug der Bundeswehr ausgesprochen und für die Fortsetzung beider Einsätze plädiert. Unklar ist, was der nun angekündigte französische Teilabzug für die anderen Einsätze bedeutet.

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