Die inhaftierte ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko ist nach Angaben ihres Anwalts in einen Hungerstreik getreten. Timoschenko nehme ab sofort keine Nahrung mehr zu sich, sagte ihr Anwalt Sergej Wlassenko laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax.
Timoschenko war im Oktober 2011 in einem als politisch motiviert kritisierten Prozess wegen angeblichen Machtmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Seit Donnerstag wird gegen sie zudem in einem zweiten Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung verhandelt.
Die schwer kranke Ex-Regierungschefin hatte am Wochenende angeblich eine Behandlung in einer Klinik verweigert und ist zurück in das Straflager gebracht worden, in dem sie ihre Strafe absitzt. "Es war unmöglich, sie im Krankenhaus zu behalten. Das ist kein Hotel", sagte die stellvertretende Gesundheitsministerin der Ex-Sowjetrepublik, Raissa Moissejenko, am Sonntag nach Medienangaben.
Timoschenko war erst in der Nacht zum Samstag in einer Geheimaktion und mit Polizeibewachung in das Eisenbahnerkrankenhaus in der ostukrainischen Stadt Charkow gebracht worden. Die Oppositionsführerin hatte wiederholt erklärt, sie misstraue einheimischen Ärzten. Timoschenko hatte nach Angaben der Justiz einer Behandlung in der Klinik zugestimmt.
Ihr Anwalt sagte hingegen, die Politikerin sei gegen ihren Willen verlegt worden. Spezialisten der Berliner Charité hatten sie im Straflager untersucht und eine Therapie außerhalb der Haftanstalt angemahnt. Die Berliner Ärzte hatten sie für verhandlungsunfähig erklärt.