Machtkampf:Festnahme auf der Autobahn

Juan Guaido

Juan Guaidó hat die Bürger Venezuelas aufgefordert „die widerrechtliche Machtergreifung“ Maduros zu beenden.

(Foto: Fernando Llano/AP)

Venezuelas Staatschef Maduro setzt den Geheimdienst auf seinen Gegner, den Parlamentspräsidenten Juan Guaidó, an. Wenige Tage zuvor hatte dieser Maduro offen herausgefordert.

Von Benedikt Peters

Der Machtkampf in Venezuela fand seine Fortsetzung auf einer Autobahn nahe der Hauptstadt Caracas. Auf im Internet veröffentlichten Videos war zu sehen, wie Vermummte einen Pickup stoppten, einen Mann aus dem Auto zerrten und mit ihm davonfuhren. Es handelte sich dabei um den venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó, wie zahlreiche Medien berichteten. Die Vermummten gehörten zu einem Kommando des Geheimdienstes Sebin. Die Agenten hätten Guaidó an einen unbekannten Ort gebracht, schrieben Vertraute auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Kurze Zeit später wurde der führende Oppositionelle wieder freigelassen.

Die Festnahme kam wenig überraschend, denn wenige Tage zuvor hatte der Parlamentspräsident den autokratisch regierenden Staatschef Maduro offen herausgefordert. Er erkenne den Präsidenten nicht an und werde deshalb Neuwahlen ausrufen, hatte Guaidó verkündet. Über Twitter hatte er "die Bürger, die Streitkräfte und die internationale Gemeinschaft" um Unterstützung gebeten, um "die widerrechtliche Machtergreifung zu beenden." Die vorübergehende Festnahme ist ein erneuter Versuch Maduros, die Opposition einzuschüchtern. 2016 hatte er bereits das Parlament entmachten lassen und eine "Verfassungsgebende Versammlung" geschaffen, die ihm gewogen ist. Immer wieder lässt Maduro politische Gegner und kritische Journalisten verhaften. Wegen solcher Vorgänge erkennen unter anderem die USA, die EU und einige lateinamerikanische Staaten die Wiederwahl Maduros vom vergangenen Mai nicht an. Bisher ist es Maduro dennoch gelungen, sich an der Macht zu halten. Neben den Drangsalierungen politischer Gegner hilft ihm dabei, dass er seine Unterstützer unter anderem mit Lebensmittelpaketen bei der Stange hält. Die Bevölkerung des ölreichsten Landes der Welt leidet seit Jahren unter einer dramatischen Versorgungskrise, es fehlt an grundlegenden Medikamenten, an Nahrung und Hygieneartikeln, viele Menschen hungern.

Der Druck auf Maduro hat zuletzt wieder zugenommen, von einer neuen internationalen Allianz wird er immer stärker attackiert. US-Präsident Donald Trump und der neue, rechtsgerichtete Staatschef Brasiliens, Jair Bolsonaro, haben vereinbart, stärker gegen Maduro vorgehen zu wollen. Trumps Sicherheitsberater Bolton lobte die "mutige Entscheidung" Guaidós. Aus Brasilien hieß es, die Bolsonaro-Regierung werde ihn als "legitimen Präsidenten" anerkennen. Es hat bereits einige blutige Proteste gegen Maduro gegeben. Nun könnten neue bevorstehen. Für den 23. Januar haben die Oppositionellen Demonstrationen angekündigt.

Zur SZ-Startseite

Brasilien
:Bolsonaro und Trump - zwei Brüder im Geiste

Der neue brasilianische Präsident und sein US-Amtskollege haben sehr verschiedene Biografien. Die Macht aber haben sie mit ähnlichen Methoden erobert. Nun verfolgen sie gefährliche Pläne.

Jetzt entdecken

Gutscheine: