Süddeutsche Zeitung

Maas zu Konflikt mit Iran:"Es geht darum, Krieg zu verhindern"

  • Bundesaußenminister Heiko Maas warnt vor einer weiteren Eskalation des Konflikts am Golf von Hormus. Bei einer militärischen Eskalation gäbe es "nur Verlierer", sagte er in einem Zeitungsinterview.
  • Iran hatte am Freitag einen britischen Tanker gekapert. Großbritannien erwägt nun offenbar weitere Sanktionen gegen Iran.
  • Die Regierung von US-Präsident Donald Trump verlegt 500 Soldaten nach Saudi-Arabien, dem Erzfeind Irans.

Nachdem Iran ein britisches Handelsschiff im Persischen Golf festgesetzt hat, warnt Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) vor einer Eskalation der Gewalt. "Es geht darum, Krieg zu verhindern", sagte Maas der Bild am Sonntag. "Darauf sind alle Bemühungen mit den europäischen Partnern und den Staaten der Region gerichtet."

​​​​​Nach den Ereignissen der vergangenen Tage sei die Situation am Golf "noch ernster und gefährlicher geworden, als sie ohnehin schon war", sagte Maas. "Bei einer möglicherweise unkontrollierbaren militärischen Eskalation gäbe es keine Gewinner, nur Verlierer."

Großbritannien droht mit Sanktionen

Das Schiff sei in einen Unfall mit einem iranischen Fischerboot verwickelt gewesen und habe dessen Notruf ignoriert, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars am Samstag. Großbritannien wies diese Darstellung zurück.

Im Schulterschluss mit den USA hatte Großbritannien Iran nach Festsetzung des unter britischer Flagge fahrenden Öltankers Stena Impero mit ernsthaften Konsequenzen gedroht. Die Aktion am Freitagabend deute darauf hin, dass Iran einen "gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens" beschreite, erklärte der britische Huntauf Twitter. Der Tanker sei rechtswidrig in den Gewässern des Omans gestoppt worden.

Laut einem Medienbericht des britischen Telegraph erwägt die Regierung Großbritanniens sogar, Sanktionen gegen Iran zu verhängen. Demnach dürfte Außenminister Jeremy Hunt die Sanktionen am Sonntag bekanntgeben. Die Briten hätten wohl vor, iranisches Vermögen einzufrieren. Großbritannien dürfte darauf drängen, dass auch die Vereinten Nationen ihre Sanktionen gegen Iran wieder verhängen, denn diese waren 2016 wegen des Atomabkommens aufgehoben worden, so die Zeitung.

Die Regierung in London forderte außerdem britische Schiffe auf, die Straße von Hormus und umliegende Gewässer zu meiden. Die Meerenge im Golf von Oman ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch sie verschifft.

USA senden 500 Soldaten nach Saudi-Arabien

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump gab bekannt, zur Abschreckung Soldaten nach Saudi-Arabien zu verlegen, dem Erzfeind Irans. US-Medien zufolge geht es um bis zu 500 Soldaten. Zudem verlegte das US-Militär Aufklärungsflugzeuge in die Region. Trump wolle sich in der Krise eng mit der britischen Regierung abstimmen, hieß es. Am Donnerstag hatte er erklärt, ein US-Marineschiff habe in der Straße von Hormus eine iranische Drohne zerstört. Die Regierung in Teheran dementierte das.

Der britische Außenminister telefonierte am Samstag mit seinem iranischen Kollegen Mohammed Dschawad Sarif. Hunt brachte bei dem Gespräch nach eigenen Angaben seine "tiefe Enttäuschung" über die Situation zum Ausdruck. Er nehme an, dass die Festsetzung eines iranischen Öltankers im britischen Gibraltar Auslöser für das jüngste Vorgehen ist. Der Tanker mit für Syrien bestimmtem Öl war Anfang Juli wegen des Verdachts auf Verstoß gegen EU-Sanktionen an die Kette gelegt worden. Am Freitag ordnete der Oberste Gerichtshof Gibraltars an, das Schiff weitere 30 Tage festzuhalten, bis zum 20. August.

Irans Außenminister Sarif erklärte auf Twitter, es sei Iran, das im Persischen Golf und in der Straße von Hormus die Sicherheit garantiere: "Anders als die Piraterie in der Straße von Gibraltar dient unsere Maßnahme im Persischen Golf dazu, die maritimen Regeln zu bewahren."

Der Besatzung geht es den Umständen entsprechend gut

Die 23 Besatzungsmitglieder des in der Meerenge festgesetzten Tankers Stena Impero waren den Umständen entsprechend wohlauf, sagte Erik Hånell, der Chef der Reederei "Stena Bulk". Irans Revolutionsgarden hatten den Frachter nach eigenen Angaben gestoppt und in Richtung iranischer Küste gebracht. Zur Begründung hieß es, der Tanker habe internationale Vorschriften missachtet. Er liegt nun im südiranischen Hafen Bandar Abbas.

Die Reederei "Stena Bulk", der das Schiff gehört, teilte mit, der Tanker habe sich an alle internationalen Vorschriften gehalten. Mehrere kleinere Boote und ein Hubschrauber hätten sich genähert, als der Tanker in internationalen Gewässern gefahren sei. Nach iranischen Angaben stammen 18 der 23 Besatzungsmitglieder der Stena Impero aus Indien. Drei kämen aus Russland und je einer von den Philippinen und aus Lettland. Kurz nach dem ersten Zwischenfall war ein zweiter Tanker zeitweise in Richtung Iran abgedrängt und nach einer kurzen Inspektion wieder freigegeben worden.

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