Süddeutsche Zeitung

Schüsse auf orthodoxen Priester:Französische Polizei lässt Verdächtigen wieder frei

Der Mann war kurz nach der Tat, die sich am Samstag vor einer Kirche in Lyon ereignete, festgenommen worden. Doch der Verdacht erhärtete sich nicht.

Der nach den lebensgefährlichen Schüssen auf einen orthodoxen Priester in Lyon festgenommene Mann ist wieder frei. Es gebe keine Gründe, ihn weiter in die Ermittlungen einzubeziehen, teilte die französische Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unter Bezug auf Justizkreise mit. Außerdem sei der Gesundheitszustand des Mannes nicht mit einem Polizeigewahrsam vereinbar.

Am Samstag hatte ein Unbekannter in der Stadt im Südosten Frankreichs auf einen 52 Jahre alten Geistlichen zwei Schüsse abgegeben, als dieser dabei war, die Kirche zu schließen. Sein Gesundheitszustand war laut Polizei kritisch.

Der Staatsanwalt hat eine Untersuchung wegen versuchten Mordes eingeleitet. Bislang wurden die Ermittlungen nicht von den Anti-Terror-Fahndern der französischen Staatsanwaltschaft übernommen. Möglich ist, dass der Angreifer ein persönliches Motiv hatte.

Die griechisch-orthodoxe Kirche in Frankreich verurteilte die Tat. Man bete für eine schnelle Genesung des Geistlichen und spreche sich gegen alle Formen der Gewalt aus, hieß es. Nach seiner Zeit in Lyon hätte der Priester bald nach Griechenland zurückkehren sollen.

In einem ersten Statement sagte Frankreichs Premierminister Jean Castex, die französische Regierung sei entschlossen, jedem Menschen die Ausübung seiner Religion in kompletter Freiheit und Sicherheit zu gewährleisten. "Unser Wille ist stark. Unsere Entschlossenheit wird nicht schwächer", sagte er.

Am Donnerstag hatte ein Mann in Nizza in einer Kirche eine Frau enthauptet und zwei weitere Menschen getötet. Seitdem gilt in Frankreich die höchste Sicherheitswarnstufe. Der Angriff in Nizza ereignete sich wiederum knapp zwei Wochen nach der Enthauptung eines Lehrers. Der 47-jährige Samuel Paty war in einem Pariser Vorort von einem mutmaßlichen Islamisten tschetschenischer Herkunft auf offener Straße getötet worden. Im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit hatte der Lehrer umstrittene Mohammed-Karikaturen gezeigt.

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SZ/Reuters/dpa/jael
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