Luxusimmobilien:Solides aus Stein und Beton

Wirtschaftsforscher wollen Reiche zur Kasse bitten

Experten raten Unternehmern, sich rechtzeitig um die Nachfolge zu kümmern und mit den Erben das Gespräch zu suchen.

(Foto: Jens Kalaene/dpa)

Vermögende haben exklusiven Zugang zu verschiedenen Investments. Doch die meisten Superreichen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar entscheiden sich lieber für Immobilien.

Von Norbert Hofmann

Das britische Votum für den EU-Austritt hat auch die Kapitalmärkte verunsichert, und sogar die Furcht vor einer neuen Finanzmarktkrise wächst wieder. Dass solche Ängste nicht unberechtigt sind, zeigen die Kurseinbrüche von Bankaktien und die Existenzsorgen italienischer Geldhäuser. Für Anleger ist damit die Frage nach der richtigen Strategie zu Erhalt und Mehrung des Vermögens derzeit wieder besonders brisant. Wie kann man sich vor Verlusten schützen? Wo winken auch im Niedrigzinsumfeld Renditechancen?

Hinweise auf Lösungen gibt das Anlageverhalten besonders Wohlhabender, wie der neue World Wealth Report (WWR) der Beratungsgesellschaft Capgemini zeigt. Demnach hat sich in den vergangenen 20 Jahren das Vermögen der Dollarmillionäre, der sogenannten High Net Worth Individuals, auf 58,7 Billionen Dollar vervierfacht - und das trotz der globalen Finanzkrise. Das hat auch einiges mit den Anlagestrategien zu tun. "Größere Vermögen sind eher global diversifiziert und stärker von unternehmerischen Investments wie Aktien oder auch alternativen Anlagen geprägt", sagt Gerit Heinz, Chefanlagestratege der Schweizer Großbank UBS in Deutschland. Er beobachtet zudem, dass bei Wohlhabenden das Wissen um wirtschaftliche Risiken deutlicher ausgeprägt ist. Gleichzeitig verfügen Vermögende mit Immobilien über ein solides Fundament, das ihnen vor allem in Deutschland zuletzt zu ansehnlichen Wertsteigerungen verholfen hat.

Solides aus Stein und Beton steht bei den Vermögenden in Europa - ohne Berücksichtigung der selbst genutzten Immobilien - für ein Fünftel des Gesamtvermögens. Mehr investiert wird bei einer Quote von einem Viertel des Gesamtportfolios nur in die Anlageklasse Aktien. "Je größer ein Vermögen ist, desto eher finden schwankungsintensive, aber dafür auch langfristig renditestarke Anlageformen Berücksichtigung", sagt Holger Schmitz von der Vermögensverwaltung Schmitz und Partner. Wichtig dabei: Der schnelle Gewinn stehe nicht im Vordergrund. Wohlhabende bevorzugen in der Regel eine langfristige, auf den Vermögenserhalt ausgerichtete Anlagestrategie.

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen der älteren und der jüngeren Generation. So investieren laut WWR die unter 40-Jährigen eher wachstumsorientiert. Sie sind auch eher daran interessiert, die Anlageentscheidungen selbst aktiv mitzu- gestalten. Insgesamt haben Wohlhabende sehr hohe Ansprüche an ihre Vermögensbetreuer. So wünschen sie neben der Beratung und der Expertise zur Finanzplanung auch, dass diese ihnen den Zugang zu besonderen Investitionsmöglichkeiten ebnen. Im Blickpunkt stehen dabei zunehmend alternative Anlagen, zu denen unter anderen außerbörsliche Firmenbeteiligungen (Private Equity) gehören.

Rund die Hälfte der Superreichen hat ihren Immobilienbestand aufgestockt

Die UBS empfiehlt vermögenden Kunden alternative Anlagen wie etwa auch Hedgefonds je nach Risikoprofil mit bis zu 20 Prozent im Portefeuille zu berücksichtigen. "Sie bieten im Niedrigzinsumfeld attraktive Renditechancen, können von Marktschwankungen profitieren und haben stabilisierenden Charakter mit Blick auf das Gesamtportfolio", sagt Heinz.

Für die Superreichen mit einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Dollar hat trotz solch exklusiver Investmentmöglichkeiten die Immobilie einen besonders hohen Stellenwert. Laut dem Wealth Report 2016 der Immobilienberatung Knight Frank steht sie bei diesen Ultra High Net Worth Individuals für mehr als ein Drittel des angelegten Vermögens, wobei Wohnimmobilien mehr als doppelt so stark gewichtet sind wie gewerbliche Gebäude. Etwa die Hälfte der Superreichen hat ihren Immobilienbestand in den vergangenen zehn Jahren aufgestockt, und 40 Prozent wollen das in der kommenden Dekade erneut tun. Dabei wird auch kräftig in Luxusimmobilien investiert. Besonders stark sind die Preise dafür 2015 bei einem Aufschlag von 25 Prozent in Vancouver gestiegen, gefolgt von Sydney und Shanghai. In Europa gehören München mit einem Plus von zwölf Prozent und Berlin mit neun Prozent zur Spitzengruppe der noch teurer gewordenen Städte.

Vermögensverwalter Schmitz warnt allerdings davor, die Wertsteigerungen deutscher Immobilien einfach in die Zukunft fortzuschreiben. Er erinnert daran, dass sowohl der weltweite Finanz-Crash in 2008 als auch etwa die Krise in Spanien durch Schieflagen der Immobilienmärkte ausgelöst wurden. "Größere Vermögen kennen diese Risiken und streuen ihre Immobilieninvestments weltweit", sagt Schmitz. Viele Vermögende fragen sich gerade jetzt auch wieder, ob die Werthaltigkeit der Gemeinschaftswährung dauerhaft bedroht ist. Die historische Erfahrung zeige, sagt Schmitz, dass Inflationsraten bei einer Preiswende sehr plötzlich nach oben schießen können und Geld damit an Wert verliert. Der Vermögensverwalter rät seinen vermögenden Kunden deshalb, zur Absicherung fünf bis zehn Prozent der disponiblen Anlagen in physischem Gold oder Silber zu halten. Und das lieber im heimischen Tresor, als bei einer im Krisenfall möglicherweise geschlossenen Bank.

An der EZB-Politik der niedrigen Zinsen, so prognostizieren die meisten Banken, dürfte sich gerade nach dem Brexit-Entscheid vorläufig nichts ändern. Damit winken bei Euro-Anleihen weiterhin nur noch bei mit einem gewissen Risiko behafteten Papieren positive Erträge. Die UBS empfiehlt insbesondere Euro-High-Yield-Anleihen, also Hochzinsanleihen von Unternehmen mit geringerer Bonität, die zwar höhere Renditen versprechen, aber auch entsprechend riskanter sind. Sie rät darüber hinaus dazu, an einer Übergewichtung von Aktien mit Schwerpunkt USA festzuhalten. Das Thema Brexit werde die Märkte zwar noch länger beschäftigen. "Aktien haben aber angesichts des anhaltenden globalen Wachstums guter Unternehmensgewinne weiterhin Potenzial", sagt Chefanlagestratege Heinz.

Auch Schmitz sieht im Brexit kein Ereignis, das die Renditen von Aktien auf lange Sicht negativ beeinflusst. "Ein Unternehmen wie Nestlé etwa ist heute noch genauso viel wert wie vor dem Volksentscheid", meint er.

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