Luftverschmutzung:Fahrverbote in Hamburg bringen bisher wenig

Die Belastung mit Stickoxiden an vier Messstationen ist 2018 bisher offenbar kaum geringer als 2017. Teilweise hat sich das Luftproblem laut Umweltschutzverband Bund sogar verschlimmert, nicht verbessert.

Von Peter Burghardt, Hamburg

Seit Ende Mai gelten auf zwei Hamburger Hauptstraßen Durchfahrtsverbote für Fahrzeuge mit älteren Dieselmotoren, was haben sie bisher gebracht? Dieser Frage werden sich auch die Verkehrsminister der Bundesländer widmen, wenn sie am Donnerstag und Freitag in der rot-grün regierten Hansestadt zusammenkommen. Die vorläufige Antwort: Die deutsche Premiere in Hamburg hat bisher noch nicht arg viel geholfen, wenn überhaupt.

Die Belastung mit Stickoxiden an vier ausgewählten Messstationen ist 2018 offenbar bisher kaum geringer als 2017. An einer der betroffenen Straßen, der Max-Brauer-Allee in Altona, liegt das durchschnittliche Ergebnis zwischen Januar und September sogar höher und an allen dieser Teststrecken über dem geltenden Grenzwert von 40 μg/m³. Das hat der Umweltschutzverband BUND herausgefunden, man kann sich das mithilfe der öffentlichen Daten auch selbst ansehen. Vergleicht man die Werte von Anfang September bis Anfang Oktober 2018 an den beschränkten Teilstücken mit denen aus demselben Zeitraum 2017, so zeigt sich: Sie lagen zuletzt sogar öfter viel höher als vor einem Jahr. Durch die Ausweichrouten wird außerdem die Umgebung verdreckt. Auch beim Feinstaub sah es zuletzt nicht gut aus, verstärkt durch das schöne Herbstwetter mit Inversionslage.

125 000 Dieselfahrzeuge mit Euro 4 und Euro 5 sind in Deutschlands zweitgrößter Metropole zugelassen, dazu kommen zahlreiche Pendler. Und dann wären da noch die Schiffe auf der Elbe, die demnächst ausgebaggert wird. Die Ökologen des BUND-Verbands Hamburg fordern schärfere Maßnahmen und klagen erneut gegen den städtischen Luftreinhalteplan. Ohne Blaue Plakette und Kontrollen werde es "einen von Gerichten erzwungenen Flickenteppich mit unterschiedlichen Fahrverbotsregelungen in deutschen Städten geben", meint Hamburgs BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch. "Hier bahnt sich ein eklatantes Politikversagen an." Bisher werden die beiden Hamburger Tabuzonen nur vereinzelt überwacht. Die offizielle Luftqualität am Mittwoch auf dem Airbus-Gelände, wo die Minister tagen: gut bis sehr gut. Nebenan: ausreichend.

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