Luftverkehr:Abgehoben

Immer mehr afrikanische Länder gründen eigene Fluglinien.

Von Bernd Dörries

Es ist wahrscheinlich einer der schönsten Flughäfen der Welt. Wer über die Landebahn von Entebbe in Uganda rast, hat das Gefühl, ins Paradies abzuheben, langsam steigt die Maschine auf und dreht eine Runde über den magischen Victoriasee. Man sieht kleine Fischerboote und größere Inseln, wer ganz viel Glück hat, kann auch ein Krokodil beobachten. Außerhalb Afrikas hat Entebbe einen mäßigen Ruf, weil vor 43 Jahren ein deutsch-palästinensisches Terrorkommando eine Maschine der Air France dorthin entführte und auch in den Jahrzehnten danach das Ansehen der afrikanischen Luftfahrt eher schlecht war. In manchen Ländern konnte man schon von Glück reden, wenn man eine alte russische Antonow mit nur halbwegs betrunkenen russischen Piloten erwischte.

Letztlich ist das lange her. Wohl kaum ein anderer Kontinent hat in den vergangenen Jahren so große Fortschritte im Luftverkehr gemacht wie der afrikanische. Legendär sind hier die Worte eines kenianischen Ministers, der einmal erzählte, dass er sich beim Besteigen einer Maschine zuerst vergewisserte, ob auch ein weißer Pilot im Cockpit sitzt. Den gibt es mittlerweile kaum noch, weil der Kontinent über verschiedene moderne Flugschulen verfügt. Und über ein stetig wachsendes Netz von Verbindungen.

Die meisten afrikanischen Staaten erlangten in den 60er-Jahren ihre Unabhängigkeit, es dauerte aber viele Jahrzehnte, bis man von West- nach Ostafrika fliegen konnte, ohne in den alten Kolonialhauptstädten Paris oder London umsteigen zu müssen. Nun wird eher die Vielfalt zum Problem. Afrika ist einer der am stärksten wachsenden Märkte der Welt, immer mehr Staaten gründen ihre eigene Fluglinie, allein in den vergangenen Jahren sollen es laut Branchendienst-Berichten fast 20 Staaten sein, die eine eigene Airline wollen.

Manchmal ist das eine gute Idee, Staaten wie Ruanda gehören seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Ländern der Welt, die nun versuchen, ihre Infrastruktur auf den neusten Stand zu bringen. Manchmal dienen die neuen Fluglinien aber vor allem dazu, das Ego der jeweiligen Präsidenten zu befriedigen oder Möglichkeiten für die korrupte Elite zu bieten, sich am Staatshaushalt zu bedienen. Zum Spott des Kontinents wurde in der vergangenen Woche Uganda Airlines, die auf ihrem Jungfernflug von Entebbe von Nairobi in Kenia gerade mal acht Passagiere an Bord hatte, was einer Auslastung von etwa zehn Prozent entspricht. Die neuen Büros der Fluglinie hatten erst einen Tag vor dem Start geöffnet. Noch dramatischer schätzen Experten den Start der Fluglinie des Südsudan ein, eines der korruptesten Bürgerkriegsländer der Welt, das dem Klischee eines afrikanischen Bananenstaates entspricht.

Insgesamt ist der afrikanische Luftverkehr aber weit besser als sein Ruf, was vor allem an Ethiopian Airlines liegt, der größten und profitabelsten Airline des Kontinents, die mittlerweile mehr als 100 Ziele weltweit anfliegt. Im März stürzte eine Maschine der Airline ab, was Experten aber eher dem Flugzeugbauer Boeing anlasten. Dem Wachstum von Ethiopian hat der tragische Absturz nicht geschadet, gerade überholte der Flughafen in Addis Abeba den Rivalen in Dubai als das Tor nach Afrika.

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