Lufthansa:Gestreikt wird trotzdem

Die Ausstände zeigen, wie sinnlos das Tarifeinheitsgesetz ist.

Von Detlef Esslinger

Gestern, am Dienstag, streikten die Flugbegleiter bei der Lufthansa-Tochter Eurowings, an diesem Mittwoch streiken die Piloten im gesamten Lufthansa-Konzern, am Donnerstag soll bitte niemand denken, damit sei der Arbeitskampf ausgestanden. Es rivalisieren die Gewerkschaften Verdi und UFO um ihren Einfluss bei den Flugbegleitern, die Pilotengewerkschaft Cockpit verteidigt die Besitzstände ihrer Klientel, und das Management findet keinen Weg, gemeinsam mit dem Personal der Konkurrenz der Billig-Airlines zu begegnen.

Theoretisch wäre zumindest der Konflikt bei Eurowings leicht zu lösen. Dessen Management bräuchte sich nur entweder mit Verdi oder mit UFO zu einigen, je nachdem, bei welcher Gewerkschaft sie die Mehrheit der Eurowings-Flugbegleiter vermutet. Gemäß dem Tarifeinheitsgesetz von 2015 würde der Vertrag mit dieser Mehrheitsgewerkschaft dann für sämtliche Flugbegleiter der Gesellschaft gelten. Dass die Eurowings-Manager dies nicht anstreben, zeigt, wie sinnlos dieses Gesetz war. Es befriedet nichts, es löst keine Blockaden. Seine Anwendung würde zu zweierlei führen: zu einem Tarifvertrag und zu Betriebsunfrieden.

Dieses Gesetz war der Versuch, für komplizierte Konflikte eine einfache Lösung zu finden. Das funktioniert aber nie. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dies anhand eines vergleichsweise harmlosen Themas einmal erleben zu können.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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