Luftfahrt:Streik abgewendet: Lufthansa einigt sich mit Piloten

Luftfahrt: Der geplante Pilotenstreik bei der Lufthansa findet voraussichtlich nicht statt.

Der geplante Pilotenstreik bei der Lufthansa findet voraussichtlich nicht statt.

(Foto: Boris Roessler/dpa)

Zuvor hatte die Piloten-Gewerkschaft neue Streiks angekündigt. Nun gibt es eine Einigung im Tarifkonflikt.

Der für Mittwoch angekündigte Streik der Piloten der Lufthansa ist abgewendet worden. "Es gibt einen Deal", bestätigte ein Sprecher der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) der Nachrichtenagentur Reuters entsprechende Medienberichte. Es müsse aber noch ein Beschluss gefasst werden, um den ab Mittwoch angekündigten erneuten Streik der Lufthansa-Piloten abzuwenden. Die Lufthansa wollte die Einigung zunächst nicht bestätigen. Die VC hatte in der Nacht eine zweite Streikwelle ab Mittwoch angekündigt, die nur noch durch ein "ernstzunehmendes Angebot" seitens der Lufthansa verhindert werden könne.

Bei der Lufthansa-Kerngesellschaft sollte demnach am Mittwoch und Donnerstag gestreikt werden, bei der Frachttochter Lufthansa Cargo einen Tag länger. Die Verhandlungen hatten um 10 Uhr begonnen und fanden unter hohem Zeitdruck statt, weil die Lufthansa im Falle eines Streiks bis 12 Uhr über Flugstreichungen hätte entscheiden müssen. Dies sei sowohl für die Flugzeug- und Crew-Disposition als auch für einen zumindest minimalen Vorlauf für die Fluggäste notwendig, teilte das Unternehmen mit. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann hatte die Drohung und die Eskalation zwar für falsch erklärt, aber dennoch ein neues Angebot unterbreitet.

Piloten fordern Inflationsausgleich

Die Lufthansa hatte bereits für den vergangenen Freitag den kompletten Betrieb der Kerngesellschaft gestrichen, nachdem die VC ihre Mitglieder zur ersten Streikwelle aufgerufen hatte. Rund 800 Flüge mit 130 000 Passagieren fielen aus. Die VC änderte ihre frühere Forderung nach einem automatisierten Inflationsausgleich und forderte nun eine jährliche Tariferhöhung um 8,2 Prozent ab 2023 - zusätzlich zu einer Erhöhung in diesem Jahr um 5,5 Prozent. Die Lufthansa hatte in einem ersten Angebot die pauschale Erhöhungen der Grundvergütung von 500 Euro zum 1. September 2022 und um 400 Euro zum 1. April 2023 angeboten. Das ergebe je nach bisherigem Gehalt Steigerungen zwischen 5 und 18 Prozent. Dieses Angebot hatte die Gewerkschaft abgelehnt, bevor es am Dienstag dann doch noch zu einer Einigung kam.

Konzernchef Carsten Spohr sagte am Vorabend, dass in Zeiten einer hohen Inflation deutliche Gehaltssteigerungen insbesondere in den unteren Gruppen angemessen und manche Einstiegsgehälter nicht mehr haltbar seien. "Wir haben unsere Mitarbeiter nicht alleingelassen in der Pandemie, und wir werden sie auch nicht alleinlassen in der Inflation."

Laut Lufthansa beliefen sich die zusammengefassten Forderungen der VC vor der Änderung auf rund 900 Millionen Euro Mehrkosten in zwei Jahren. Die Personalkosten im Cockpit würden sich so um 40 Prozent erhöhen. Dies sei selbst ohne Rücksicht auf die finanziellen Folgen der Corona-Krise außerhalb des Vertretbaren. Erst im Juli hatte die Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Fluggesellschaft für einen Tag nahezu lahmgelegt. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo will im Herbst für ihre Mitglieder verhandeln.

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