Luftangriffe in Saudi-Arabien:USA beschuldigen Iran

Außenminister Pompeo wirft Teheran vor, hinter den Drohnenangriffen auf die saudische Petro-Industrie zu stecken. Teheran bestreitet dies. Die Furcht vor steigenden Ölpreisen wächst.

Von Tomas Avenarius

Nach verheerenden Luftangriffen auf zwei Schlüsselanlagen der saudi-arabischen Ölindustrie verschärfen sich die Spannungen in Nahost. Zugleich wächst das Risiko, dass die Weltwirtschaft durch eine Verknappung des Erdölnachschubs beeinträchtigt wird. Der Ölpreis dürfte steigen, denn die saudische Produktion brach um die Hälfte ein. Die USA machen Iran für einen "beispiellosen Angriff auf die Weltenergieversorgung" verantwortlich, obwohl sich die Huthi-Miliz in Jemen, gegen die Saudi-Arabien Krieg führt, zu den Attacken bekannte. Iran gilt als Schutzmacht der schiitischen Huthis.

Fires burn in the distance after a drone strike by Yemen's Iran-aligned Houthi group on Saudi company Aramco's oil processing facilities in Buqayq

Nach den Luftangriffen auf saudische Ölanlagen brechen Feuer aus, wie dieser Screenshot aus einer Videoaufnahme zeigt.

(Foto: Social Media/Reuters)

Am Samstag hatten zehn unbemannte Fluggeräte Ölanlagen des Staatskonzerns Aramco im Osten und in der Mitte Saudi-Arabiens angegriffen, danach brachen Feuer aus. Am Standort Abqaiq befindet sich die größte Ölraffinerie von Aramco, in Khurais im Landesinneren liegt ein Hauptölfeld des Unternehmens. Die "terroristischen Attacken" verursachten "die vorübergehende Aussetzung des Produktionsbetriebs", teilte Riad mit. Die Anlagen können 8,5 Millionen Fass Rohöl täglich verarbeiten. Nach den Angriffen soll die Kapazität um die Hälfte gefallen sein, dies entspricht fünf Prozent des globalen Angebots. Die Saudis liefern ein Zehntel des weltweit geförderten Öls, Abqaiq verarbeitet zwei Drittel der Saudi-Produktion. Die Lücke kann vorerst durch saudische Reserven ausgeglichen werden, die USA könnten eigenes Öl global einspeisen.

Die Spannungen in der Golf-Region, wo sich die USA und Iran nach der Kündigung des internationalen Atomabkommens durch Washington in unverhohlener Feindschaft gegenüberstehen, nahmen sofort zu. US-Außenminister Mike Pompeo twitterte: "Inmitten der Rufe nach Deeskalation hat Iran jetzt einen beispiellosen Angriff auf die Weltenergieversorgung verübt. Es gibt keinen Beweis, dass die Angriffe von Jemen kamen." US-Präsident Donald Trump sagte Saudi-Arabiens Kronprinzen Mohammed bin Salman Unterstützung für die Sicherheit und Stabilität des Landes zu. Senator Lindsey Graham, Republikaner und Trump-Gefolgsmann, forderte Angriffe auf Irans Ölförderanlagen.

Teheran wies alle Vorwürfe als "unsinnig und unhaltbar" zurück. Nachdem Washingtons Politik des "maximalen Drucks" gegen Iran gescheitert sei, verstiegen die USA sich nun zu "maximalen Lügen", twitterte Außenminister Mohammad Dschawad Sarif. Die Huthis sprachen von einer "legitimen Antwort" auf die anhaltende Militärkampagne Saudi-Arabiens in Jemen. "Wir versprechen dem saudischen Regime, dass unsere nächste Operation größer und schmerzhafter sein wird", sagte ein Sprecher. Die USA gehen davon aus, dass iranische Spezialisten die Huthis an Drohnen ausbilden. Nach Angaben der Vereinten Nationen hat die Miliz Geräte, die bis zu 1500 Kilometer weit fliegen.

Die Attacken gegen die saudische Petro-Industrie fallen in eine Zeit rasch wachsender Spannungen am Golf. Iran hat zuletzt Öltanker in der Straße von Hormus festgesetzt. Die Meerenge ist das Nadelöhr des globalen Ölhandels: 90 Prozent der Exporte der Golfstaaten werden durch sie transportiert.

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