Luftangriff:Eine Warnung an Iran

USA fliegen einen Vergeltungsangriff auf Schiitenmilizen im Irak, die zuvor immer häufiger US-Einrichtungen beschossen hatten.

Nach einem Angriff der US-Luftwaffe auf von Iran unterstützte Schiitenmilizen droht eine neue Eskalation der Gewalt. Ein Sprecher des Außenamts in Teheran warnte in scharfen Worten, die USA "sollten die territoriale Integrität und die Souveränität des Iraks respektieren und sich nicht in die inneren Angelegenheiten einmischen". Die USA hingegen stellten neue Militärschläge in Aussicht, sollten erneut Amerikaner durch Hisbollah-Milizen in Gefahr geraten.

Beobachter hatten den neuen Gewaltausbruch schon seit Tagen erwartet. Von Iran unterstützte Milizen hatten in den vergangenen Wochen nahezu ein Dutzend Raketen auf Einrichtungen amerikanischer Unternehmen oder Stützpunkte im Irak abgeschossen. Offenbar wähnten sich die schiitischen Milizen in Sicherheit, nachdem Präsident Donald Trump nach der jüngsten Eskalation am Golf von direkten Gegenschlägen zurückgeschreckt war und einer Konfrontation mit Iran im Wahljahr vermeiden möchte.

Türkische Behörden haben 100 mutmaßliche IS-Anhänger festgenommen

US-Sicherheitskreise hatten den Angriff deshalb als gezielte Warnung geplant, um die von den iranischen Revolutionsgarden unterstützten Milizen abzuschrecken. Nach Angaben eines Pentagonsprechers vom Sonntag wurden insgesamt fünf Ziele der irakischen Hisbollahbrigaden im Grenzgebiet zwischen Syrien und Irak angegriffen, darunter Waffenlager und Kommandozentren. Durch Folgeexplosionen wurden offenbar große Waffenmengen zerstört. Nach Angaben der Miliz wurden 24 Menschen getötet und 50 verletzt.

Die Luftangriffe seien eine Reaktion auf die anhaltenden Attacken der schiitischen Kämpfer gegen US-Truppen im Irak, hieß es von amerikanischer Seite. Am Freitag waren bei einem Raketenangriff auf eine Militärbasis nahe Kirkuk ein Amerikaner getötet und vier verletzt worden. Die Hisbollah drohte nun ihrerseits mit neuer Vergeltung. Die US-Streitkräfte im Irak müssten mit massiven Attacken rechnen, sagte ein Kommandeur am Sonntagabend.

Präsident Donald Trump wurde von Verteidigungsminister Mark Esper, Außenminister Mike Pompeo und Generalstabschef Mark Milley an seinem Urlaubsort in Florida über die Luftschläge informiert - eine Demonstration der Einigkeit, die Iran offenbar von der Entschlossenheit des Präsidenten überzeugen sollte. Seit dem Abschuss einer US-Drohne und Angriffen auf saudische Raffinerieanlagen im Sommer herrscht in der Golfregion eine Scheinruhe. Politische Gespräche mit Iran stagnieren, auch weil sich die USA auf eine Politik des maximalen Drucks beschränken wollen. Die Demonstrationswelle gegen das Regime in Teheran im November wird in Washington als Beleg für den Erfolg der Politik gesehen.

Türkische Behörden haben bei landesweiten Razzien 100 Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zum IS festgenommen. Darunter sollen sich mindestens 50 ausländische Staatsbürger befinden. Die meisten davon seien Iraker. Geheimdienste und Antiterrorkräfte hätten die Einsätze in Ankara sowie in den Provinzen Batman, Kayseri in der Zentraltürkei und Adana im Süden zeitgleich ausgeführt.

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