In Lützerath demonstrieren Klimaaktivistinnen und -aktivisten gegen den Kohleabbau. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen unserer NRW-Korrespondenten Jana Stegemann und Christian Wernicke auch Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters.
Philipp Saul
Demonstranten an der Abbruchkante, Zusammenstöße mit der Polizei
Die Szenen in der Nähe von Lützerath wecken Erinnerungen an das vergangene Wochenende: Aus einem Demonstrationszug zwischen den nahegelegenen Orten Keyenberg und Holzweiler sind etliche Aktivisten von der vereinbarten Route ausgeschert und in Richtung des Tagebaus Garzweiler gelaufen.
Um die Menschen von der scharfen Abbruchkante fernzuhalten, hat die Polizei nach eigenen Angaben auch Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Der Aufenthalt dort ist gefährlich und verboten. Durch den matschigen Untergrund besteht Abrutschgefahr. Ein Polizeisprecher sagte: "Die Kollegen stellen sich natürlich denen entgegen, die da Richtung Kante laufen."
In der Nähe der Abbruchkante hat die Polizei eine Gruppe von etwa 60 bis 70 Demonstranten umstellt, zu der wohl auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg gehört, wie Bilder von SZ-Korrespondent Christian Wernicke und dpa-Fotografen zeigen.
Um die Menschen von der scharfen Abbruchkante fernzuhalten, hat die Polizei nach eigenen Angaben auch Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Der Aufenthalt dort ist gefährlich und verboten. Durch den matschigen Untergrund besteht Abrutschgefahr. Ein Polizeisprecher sagte: "Die Kollegen stellen sich natürlich denen entgegen, die da Richtung Kante laufen."
In der Nähe der Abbruchkante hat die Polizei eine Gruppe von etwa 60 bis 70 Demonstranten umstellt, zu der wohl auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg gehört, wie Bilder von SZ-Korrespondent Christian Wernicke und dpa-Fotografen zeigen.
dpa
Die schwedische Klimaaktivisten Greta Thunberg in der Nähe des Tagebaus Garzweiler.
Video: Friedlicher Protest. Christian Wernicke
Der Demonstrationszug war in Keyenberg, wenige Kilometer von Lützerath entfernt, mit 400 bis 500 Teilnehmern in Richtung Holzweiler aufgebrochen. Unterwegs setzte sich jedoch offenbar mehr als die Hälfte ab, wie Aktivisten sagen. Die Polizei berichtet von einer dreistelligen Zahl von Menschen.
SZ-Korrespondent Christian Wernicke ist auf den Feldern nahe Lützerath unterwegs. Er berichtet von einer niedergeschlagenen, aber trotzig-fröhlichen Stimmung unter den Demonstranten, einige tanzen zu Musik aus Lautsprechern. Er erzählt von einer Zusammenkunft an einem Container an der Landstraße zwischen Keyenberg und Holzweiler: Dort sei die Demonstration in einer Rede als Gelegenheit bezeichnet worden, "sich von Lützerath zu verabschieden". Für einige Klimademonstranten sei das Leben in dem besetzten Dorf Teil ihrer Identität geworden, erklärt Wernicke. Es habe nach Aussagen von Aktivisten auch eine Schweigeminute gegeben. Eine Sprecherin der Gruppe "Ende Gelände" habe später gesagt: "Der Kampf wird weitergehen, bis das letzte fossile Kraftwerk stillgelegt ist."
Inzwischen hat die Polizei den Protestierenden sogenannte Platzverweise erteilt. Weil sich die Aktivisten aber nicht entfernen, beginnen Zwangsmaßnahmen: abführen oder wegtragen. Auch Greta Thunberg lässt sich wegtragen. Sie war vorher auf Englisch gefragt worden: "Kommen Sie mit oder sollen wir sie tragen?" Anschließend wird die Schwedin zur Landstraße geführt - ohne, dass ihre Identität festgestellt wird. "Wir wissen ja, wer sie ist", sagt eine Sprecherin der Polizei. "Warum sollen wir da ihre Personalien feststellen?" Auf die Frage, ob sie bereits in anderen Ländern so behandelt worden sei, antwortet Greta Thunberg mit einem Lächeln im Mundwinkel.
SZ-Korrespondent Christian Wernicke ist auf den Feldern nahe Lützerath unterwegs. Er berichtet von einer niedergeschlagenen, aber trotzig-fröhlichen Stimmung unter den Demonstranten, einige tanzen zu Musik aus Lautsprechern. Er erzählt von einer Zusammenkunft an einem Container an der Landstraße zwischen Keyenberg und Holzweiler: Dort sei die Demonstration in einer Rede als Gelegenheit bezeichnet worden, "sich von Lützerath zu verabschieden". Für einige Klimademonstranten sei das Leben in dem besetzten Dorf Teil ihrer Identität geworden, erklärt Wernicke. Es habe nach Aussagen von Aktivisten auch eine Schweigeminute gegeben. Eine Sprecherin der Gruppe "Ende Gelände" habe später gesagt: "Der Kampf wird weitergehen, bis das letzte fossile Kraftwerk stillgelegt ist."
Inzwischen hat die Polizei den Protestierenden sogenannte Platzverweise erteilt. Weil sich die Aktivisten aber nicht entfernen, beginnen Zwangsmaßnahmen: abführen oder wegtragen. Auch Greta Thunberg lässt sich wegtragen. Sie war vorher auf Englisch gefragt worden: "Kommen Sie mit oder sollen wir sie tragen?" Anschließend wird die Schwedin zur Landstraße geführt - ohne, dass ihre Identität festgestellt wird. "Wir wissen ja, wer sie ist", sagt eine Sprecherin der Polizei. "Warum sollen wir da ihre Personalien feststellen?" Auf die Frage, ob sie bereits in anderen Ländern so behandelt worden sei, antwortet Greta Thunberg mit einem Lächeln im Mundwinkel.
Polizeieskorte für Greta Thunberg. Christian Wernicke
Eine Person ist nach Angaben des Energiekonzerns RWE in den Braunkohletagebau gelangt. "Das ist natürlich grob leichtsinnig, was der da macht", so ein RWE-Sprecher. Die Person stehe auf einer "Art Treppenabsatz" in der Böschung. Sie wolle sich nicht helfen lassen, sagte der RWE-Sprecher. Das Höheninterventionsteam der Polizei sei unterwegs.
Kassian Stroh
Neue Protestaktionen von Kohlekraft-Gegnern
Auch nach der Räumung des Weilers Lützerath setzen Kohlekraft-Gegner ihre Proteste fort. Im etwa 25 Kilometer südlich gelegenen Braunkohletagebau Inden haben sie einen Schaufelradbagger besetzt. Die Polizei Aachen spricht von etwa 20 beteiligten Aktivisten, ein Sprecher des Energiekonzerns RWE von 30 bis 40.
In der Nähe von Rommerskirchen setzte sich zudem eine Gruppe von etwa 20 Aktivisten auf die Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Dieses ist eines der größten Braunkohle-Kraftwerke Europas und wird vom RWE-Konzern betrieben. "Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg", twitterte das Bündnis "Ende Gelände" zu einem Foto von Aktivisten in weißen Ganzkörperanzügen auf Bahngleisen. "Klimaschutz bleibt Handarbeit!" In Köln blockierten Aktivisten der "Letzten Generation" nach eigenen Angaben am Morgen eine Straße.
In der Nähe von Rommerskirchen setzte sich zudem eine Gruppe von etwa 20 Aktivisten auf die Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Dieses ist eines der größten Braunkohle-Kraftwerke Europas und wird vom RWE-Konzern betrieben. "Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg", twitterte das Bündnis "Ende Gelände" zu einem Foto von Aktivisten in weißen Ganzkörperanzügen auf Bahngleisen. "Klimaschutz bleibt Handarbeit!" In Köln blockierten Aktivisten der "Letzten Generation" nach eigenen Angaben am Morgen eine Straße.
Der von Klimaschützern besetzte Schaufelradbagger im Braunkohletagebau Inden. Foto: Federico Gambarini/dpa
Die Einsatzkräfte der Polizei haben sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen eingerichtet. Das Aktionsbündnis "Lützerath Unräumbar", zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und "Letzte Generation" gehören, hat für diesen Dienstag zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen. Um 13 Uhr soll es eine Demonstration am Landtag in Düsseldorf geben.
Kassian Stroh
Dröge: Polizeieinsatz in Lützerath parlamentarisch aufarbeiten
Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katharina Dröge, will den Polizeieinsatz in Lützerath im Parlament besprechen. "Es gibt Videos mit harten Bildern im Internet", sagt sie im Kölner Stadt-Anzeiger. Diese zeigten "einen teilweise harten Polizeieinsatz" und Demonstrierende, die versucht hätten, die Abbruchkante des Tagebaus zu erreichen und sich damit in Lebensgefahr begeben hätten. Man wolle mit den parlamentarischen Beobachterinnen und Beobachtern über deren Eindrücke sprechen, kündigt die Grünen-Politikerin an. Auch der nordrhein-westfälische Landtag werde sich mit dem Einsatz beschäftigen.
Videos allein seien "nicht ausreichend, um ein umfassendes Bild zu bekommen und um die Rechtmäßigkeit der getroffenen Maßnahmen zu beurteilen", zitiert die Zeitung die Fraktionsvorsitzende. Deshalb brauche es eine "strukturierte Aufarbeitung". Für die Aktion von zwei Aktivisten, die sich in dem Braunkohleort tagelang in einem unterirdischen Tunnel verschanzt hatten, habe sie kein Verständnis.
In Nordrhein-Westfalen wird über die Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes in Lützerath gestritten - Jana Stegemann und Christian Wernicke berichten (SZ Plus):
Videos allein seien "nicht ausreichend, um ein umfassendes Bild zu bekommen und um die Rechtmäßigkeit der getroffenen Maßnahmen zu beurteilen", zitiert die Zeitung die Fraktionsvorsitzende. Deshalb brauche es eine "strukturierte Aufarbeitung". Für die Aktion von zwei Aktivisten, die sich in dem Braunkohleort tagelang in einem unterirdischen Tunnel verschanzt hatten, habe sie kein Verständnis.
In Nordrhein-Westfalen wird über die Verhältnismäßigkeit des Polizeieinsatzes in Lützerath gestritten - Jana Stegemann und Christian Wernicke berichten (SZ Plus):
Leopold Zaak
Aktivisten-Sprecher korrigiert Aussage zu "lebensgefährlich Verletzten"
Am Sonntag noch hatte die Demo-Sanitäterin der Aktivisten, Iza Hofmann, gesagt, dass die Polizei den Demonstranten "hemmungslos und systematisch auf den Kopf geschlagen“ habe. Sie und die anderen Sanitäter hätten zahlreiche Kopfverletzungen gesehen. Hofmann sprach von "einer hohen Zahl verletzter Demonstranten im zwei- bis dreistelligen Bereich“. Auch lebensgefährlich Verletzte habe es gegeben.
Diese Aussage korrigiert nun Florian Özcan, Aktivist und Sprecher von „Lützerath lebt“, auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. "Es gibt zum Glück keine lebensgefährlich Verletzten“, sagte Özcan, der selbst mehr als zwei Jahre im Protestdorf lebte. Es gehe nicht darum, "Sachen schlimmer darzustellen, als sie waren“, sagte Özcan. Die Demo-Sanitäterin habe ihren subjektiven Eindruck weitergegen. Zudem habe sie kein gutes diagnostisches Gerät zur Verfügung gehabt. Erst im Krankenhaus habe die Schwere der Verletzungen der Betroffenen abgeklärt werden können.
Leopold Zaak
Bundesregierung verteidigt Vorgehen der Polizei in Lützerath
Nachdem die letzten beiden Aktivisten den Tunnel im Braunkohledorf verlassen haben, äußert sich nun die Bundesregierung. Sie verteidigt den Einsatz der Polizei und verurteilt Gewalt bei den Protesten. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte, die Polizei habe bei dem Einsatz geltendes Recht durchgesetzt. Das sei aber nicht von allen Versammlungsteilnehmern akzeptiert worden, was zu den Zusammenstößen geführt habe. Hoffmann drückte der Polizei den Dank der Bundesregierung aus. Es sei kein leichter Einsatz gewesen. Die Gewalt in Lützerath verurteile die Bundesregierung "ausdrücklich".
Gleichzeitig kündigte Hoffmann an, dass der Polizeieinsatz und vor allem die Verhältnismäßigkeit des Vorgehens der Beamten überprüft werden soll. Aktivisten hatten der Polizei "Gewalt-Exzesse" vorgeworfen, ein Sanitäterdienst der Demonstranten spricht von einer hohen zweistelligen bis dreistelligen Zahl von verletzten Teilnehmern. Darunter seien auch einige lebensgefährlich verletzte Personen.
Gleichzeitig kündigte Hoffmann an, dass der Polizeieinsatz und vor allem die Verhältnismäßigkeit des Vorgehens der Beamten überprüft werden soll. Aktivisten hatten der Polizei "Gewalt-Exzesse" vorgeworfen, ein Sanitäterdienst der Demonstranten spricht von einer hohen zweistelligen bis dreistelligen Zahl von verletzten Teilnehmern. Darunter seien auch einige lebensgefährlich verletzte Personen.
Leopold Zaak
Faeser nennt Widerstand "verantwortungslos"
"Mit brennenden Barrikaden, einem einsturzgefährdeten Tunnel und wackligen Baumhäusern in großer Höhe haben Aktivisten nicht nur sich selbst in große Gefahr gebracht, sondern auch die Einsatzkräfte. Das ist verantwortungslos“, schreibt Bundesinnenministerin Nancy Faeser in einer Mitteilung und kritisiert damit die Methoden der Klimaaktivisten während der Räumung von Lützerath.
Die vielen verletzten Polizistinnen und Polizisten seien eine bittere Bilanz des Einsatzes, so die SPD-Politikerin. Politische Konflikte dürften nicht auf dem Rücken von Einsatzkräften ausgetragen werden. "Wer seine Anliegen mit Gewalt erzwingen will, verlässt den demokratischen Diskurs“, betont Faeser. Man riskiere damit den Rückhalt der Gesellschaft für den Kampf gegen die Klimakrise.
Auch die "einzelnen Vorwürfe der Gewalt durch Polizeibeamte“ gegen Aktivisten sollen nach den Worten der Ministerin geprüft werden. "Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, müssen diese Konsequenzen haben“.
Die vielen verletzten Polizistinnen und Polizisten seien eine bittere Bilanz des Einsatzes, so die SPD-Politikerin. Politische Konflikte dürften nicht auf dem Rücken von Einsatzkräften ausgetragen werden. "Wer seine Anliegen mit Gewalt erzwingen will, verlässt den demokratischen Diskurs“, betont Faeser. Man riskiere damit den Rückhalt der Gesellschaft für den Kampf gegen die Klimakrise.
Auch die "einzelnen Vorwürfe der Gewalt durch Polizeibeamte“ gegen Aktivisten sollen nach den Worten der Ministerin geprüft werden. "Wenn sich die Vorwürfe bestätigen, müssen diese Konsequenzen haben“.
Leopold Zaak
Letzte Besetzer verlassen den Tunnel
Die Räumung von Lützerath ist abgeschlossen. Bei Telegram und Twitter schreiben die Aktivisten, die "Tunnelbewohner:innen Pinky & Brain" verließen freiwillig den selbst gegrabenen Tunnel, in dem sie sich verschanzt hatten. Die dpa bestätigt das. Bei Twitter veröffentlicht das ZDF ein Bild der beiden Klimaaktivisten.
Zuvor hatte der Konzern RWE offenbar eine Schweizer Firma beauftragt, um mit den beiden Aktivisten zu verhandeln. Man sei „erleichtert“, dass die „lebensbedrohliche Situation“ nun auf diese Weise beendet worden sei, teilte RWE mit. „Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen, auch für die Rettungskräfte“, hieß es.
Zuvor hatte der Konzern RWE offenbar eine Schweizer Firma beauftragt, um mit den beiden Aktivisten zu verhandeln. Man sei „erleichtert“, dass die „lebensbedrohliche Situation“ nun auf diese Weise beendet worden sei, teilte RWE mit. „Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen, auch für die Rettungskräfte“, hieß es.
Laurenz Gehrke
NRW-Innenminister verteidigt Polizei gegen Gewaltvorwürfe
Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die Polizei gegen den Vorwurf unverhältnismäßiger Gewaltanwendung bei der Anti-Kohle-Demonstration am Samstag nahe Lützerath in Schutz genommen. Die Polizei habe "hochprofessionell" gearbeitet, sagte Reul in der ARD-Talkshow Anne Will.
Er werde jeden Fall von unangemessener Polizeigewalt untersuchen lassen. "Wir haben ein, zwei Filme im Netz gesehen, wo wir sagen: 'Das sieht nicht gut aus.' Das werden wir uns genau anschauen, da haben wir auch Strafanzeige gestellt vorsichtshalber, weil ich finde, das muss gecheckt werden. Das habe ich die letzten Jahre immer gemacht, und das wird auch jetzt so gemacht." Es sei aber nicht so, als wären bei der Demo massenhaft "wild gewordene Polizisten" unterwegs gewesen. Von den Veranstaltern der Demo hätte er sich gewünscht, sich klar von Gewalt zu distanzieren, aber das sei nicht geschehen.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer widersprach dem und warf der Polizei in der Sendung einen unverhältnismäßig gewalttätigen Einsatz vor. "Das sah in keiner Weise professionell aus", kritisierte sie. Auf Nachfrage der Moderatorin musste Neubauer aber gestehen, dass sie die Vorgänge selbst nicht bezeugen kann.
Lesen Sie hier mehr zur Anne Will-Sendung und den Zerwürfnissen, für die Lützerath exemplarisch steht (SZ Plus):
Er werde jeden Fall von unangemessener Polizeigewalt untersuchen lassen. "Wir haben ein, zwei Filme im Netz gesehen, wo wir sagen: 'Das sieht nicht gut aus.' Das werden wir uns genau anschauen, da haben wir auch Strafanzeige gestellt vorsichtshalber, weil ich finde, das muss gecheckt werden. Das habe ich die letzten Jahre immer gemacht, und das wird auch jetzt so gemacht." Es sei aber nicht so, als wären bei der Demo massenhaft "wild gewordene Polizisten" unterwegs gewesen. Von den Veranstaltern der Demo hätte er sich gewünscht, sich klar von Gewalt zu distanzieren, aber das sei nicht geschehen.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer widersprach dem und warf der Polizei in der Sendung einen unverhältnismäßig gewalttätigen Einsatz vor. "Das sah in keiner Weise professionell aus", kritisierte sie. Auf Nachfrage der Moderatorin musste Neubauer aber gestehen, dass sie die Vorgänge selbst nicht bezeugen kann.
Lesen Sie hier mehr zur Anne Will-Sendung und den Zerwürfnissen, für die Lützerath exemplarisch steht (SZ Plus):
Laurenz Gehrke
Tagebau-Bagger von RWE könnten Lützerath im Frühjahr erreichen
Der Energiekonzern RWE geht davon aus, dass der Abriss des Braunkohleorts Lützerath schon bald abgeschlossen sein wird. Man erwarte, dass der Rückbau noch acht bis zehn Tage dauere, sagte ein Firmensprecher der Zeitung Rheinische Post. "Im März oder April könnte der Tagebau dann das frühere Dorf erreichen und abbaggern." Bis zum Ende des Rückbaus wolle die Polizei vor Ort bleiben.
Im Frühjahr könnte damit begonnen werden, die oberste Schicht abzutragen, etwa 30 bis 50 Meter. Kohle wird dann aber noch nicht direkt abgebaut. Das könnte Experten zufolge noch viele Monate dauern, denn die Kohle liegt 150 bis 200 Meter unter der Erde.
Lützerath ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die Gebäude der kleinen Siedlung auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz westlich von Köln werden derzeit abgerissen, um RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Klimaaktivisten hatten das verlassene Dorf besetzt.
Das Dorf ist nach Polizeiangaben geräumt, mit Ausnahme von zwei Aktivisten in einem Tunnel. "Es besteht Kontakt zu den Personen, die jedoch jegliche Rettungsversuche ablehnen", sagte der RWE-Sprecher. RWE lade eine Autobatterie regelmäßig auf, die die Aktivisten für die Lüftungsanlage des Schachts benutzten, und leite Sauerstoff hinein.
Im Frühjahr könnte damit begonnen werden, die oberste Schicht abzutragen, etwa 30 bis 50 Meter. Kohle wird dann aber noch nicht direkt abgebaut. Das könnte Experten zufolge noch viele Monate dauern, denn die Kohle liegt 150 bis 200 Meter unter der Erde.
Lützerath ist seit Tagen von der Polizei abgeriegelt und mit einem doppelten Zaun umgeben. Die Gebäude der kleinen Siedlung auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz westlich von Köln werden derzeit abgerissen, um RWE zu ermöglichen, die darunter liegende Kohle abzubaggern. Klimaaktivisten hatten das verlassene Dorf besetzt.
Das Dorf ist nach Polizeiangaben geräumt, mit Ausnahme von zwei Aktivisten in einem Tunnel. "Es besteht Kontakt zu den Personen, die jedoch jegliche Rettungsversuche ablehnen", sagte der RWE-Sprecher. RWE lade eine Autobatterie regelmäßig auf, die die Aktivisten für die Lüftungsanlage des Schachts benutzten, und leite Sauerstoff hinein.
Philipp Saul
Lützerath-Räumung bis auf Tunnel abgeschlossen
Die Räumung des Protestdorfes Lützerath am rheinischen Braunkohletagebau ist nach Angaben der Polizei bis auf die beiden in einem Tunnel ausharrenden Aktivisten abgeschlossen. "Es befinden sich keine weiteren Aktivisten in der Ortslage Lützerath“, teilte die Polizei mit. Bereits bis Freitag seien die Gebäude geräumt worden, nunmehr auch die insgesamt 35 "Baumstrukturen" sowie fast 30 Holzkonstruktionen. Annähernd 300 Personen seien aus Lützerath weggebracht worden, wobei es zu vier Widerstandshandlungen gekommen sei. Seit Beginn der Räumung seien 154 Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Mehr Informationen gibt es hier:
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Veronika Wulf
Nur noch wenige Aktivisten auf dem Gelände
Der Abriss von Lützerath schreitet weiterhin schnell voran. Die meisten Gebäude stehen inzwischen nicht mehr. Nach Angaben der Polizei halten sich nur noch wenige Aktivisten auf dem Gelände auf. "Es sind jetzt nur noch die beiden im Tunnel übrig“, sagte ein Polizeisprecher.
Die zunächst in den Bäumen und Baumhäusern verbliebenen Aktivisten sind nun offenbar wieder am Boden. "Alle Personen sind unten - gute Arbeit, Höhenretter!", twittert die Gewerkschaft der Polizei NRW.
Die zunächst in den Bäumen und Baumhäusern verbliebenen Aktivisten sind nun offenbar wieder am Boden. "Alle Personen sind unten - gute Arbeit, Höhenretter!", twittert die Gewerkschaft der Polizei NRW.
Katja Guttmann
Journalistenverband DJU zieht gemischte Bilanz
Zur Berichterstattung über die Protestaktion und die Räumung von Lützerath zieht der Journalistenverband DJU eine gemischte Bilanz für die Pressefreiheit. Innerhalb des Dorfes habe es pressefreundliche Arbeitsbedingungen für die Journalistinnen und Journalisten gegeben, teilt der Verband am Sonntag mit. Allerdings habe es während der Polizeieinsätze für die Pressevertreter keinen Zugang zu den Hallen und einer Scheune im Dorf gegeben, wo es im Rahmen der Räumung mutmaßlich zu Körperverletzungen im Amt und gefährlichem Verhalten durch die Polizei gegenüber Protestierenden kam. Hier habe wegen fehlender Transparenz nicht unabhängig berichtet werden können.
Während der ersten Stunden der Räumung am Mittwoch gab es zahlreiche gefährliche Situationen für die Medienvertreter, die zwischen die Fronten der Polizei und Protestierenden gekommen seien. Ein gezielter Bewurf von Journalisten mit Flaschen oder Feuerwerkskörpern konnte jedoch nicht festgestellt werden. Mehrere Pressevertreter erlitten allerdings Atemwegsreizungen durch Pfefferspray.
Nach Angaben des Verbands seien rund 800 nationale und internationale Medienvertreter vor Ort gewesen.
Während der ersten Stunden der Räumung am Mittwoch gab es zahlreiche gefährliche Situationen für die Medienvertreter, die zwischen die Fronten der Polizei und Protestierenden gekommen seien. Ein gezielter Bewurf von Journalisten mit Flaschen oder Feuerwerkskörpern konnte jedoch nicht festgestellt werden. Mehrere Pressevertreter erlitten allerdings Atemwegsreizungen durch Pfefferspray.
Nach Angaben des Verbands seien rund 800 nationale und internationale Medienvertreter vor Ort gewesen.
Katja Guttmann
Aktivisten beklagen brutalen Polizeieinsatz - weitere Protestaktionen geplant
Die Braunkohle-Gegner, die sich in Lützerath der Räumung widersetzen, ziehen bei einer Pressekonferenz in einem Ausweichcamp in Keyenberg (etwa 3,4 Kilometer von Lützerath entfernt) ein Zwischenfazit. Darin kritisieren sie vor allem den brutalen Polizeieinsatz. Es habe neben Brüchen an allen Körperteilen auch viele Kopfverletzungen gegeben. Die Polizei habe „hemmungslos“ und systematisch auf friedliche Sitzblockierer eingeprügelt, sagt Iza Hofmann, eine der "Demo-Sanitäterinnen", die sich um verletzte Kohlegegner gekümmert hat. Es habe Schwerverletzte und auch lebensgefährliche Verletzungen gegeben. Ein Rettungshubschrauber habe wegen des Wetters nicht landen können.
"Es sind um die 100 Menschen verletzt worden", sagt Florian Özcan, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses "Lützerath lebt", der selbst mehr als zwei Jahre im Camp gelebt hat, der Süddeutschen Zeitung auf Anfrage. Der Polizei ist nach eigenen Angaben nichts davon bekannt, dass mehrere Teilnehmer lebensgefährlich verletzt worden sein sollen.
"Es sind um die 100 Menschen verletzt worden", sagt Florian Özcan, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses "Lützerath lebt", der selbst mehr als zwei Jahre im Camp gelebt hat, der Süddeutschen Zeitung auf Anfrage. Der Polizei ist nach eigenen Angaben nichts davon bekannt, dass mehrere Teilnehmer lebensgefährlich verletzt worden sein sollen.
"Gebrochen habt ihr uns nicht, aber wir sind wütender und wir sind mehr geworden", sagt eine Aktivistin von „Lützerath lebt“, die sich Indigo Drau nennt. Die 27-jährige Baumpflegerin aus Berlin beschreibt, sie sei von einem Polizisten mit Gewalt von ihrem sichernden Kletterseil abgeschnitten worden, statt dass dieser auf die sichere Hebebühne gewartet habe. Sie habe gesehen, wie Bäume ohne Sicherheitsabstand gefällt worden seien: „Unsere Leben wurden gefährdet“.
Darya Sotoodeh von "Fridays for Future" und Christopher Laumanns von "Alle Dörfer bleiben" kündigen weitere Protestaktionen an: „Wir wollen diese Räumung weiter friedlich verhindern“. Details werden noch bekanntgegeben.
Katja Guttmann
Mehr als 70 Polizisten in Lützerath verletzt
Bei der seit Mittwoch andauernden Räumung des Dorfes Lützerath sind nach Angaben der Polizei vom Sonntag insgesamt mehr als 70 Polizisten verletzt worden. Die meisten davon seien am Samstag bei den Protestaktionen der Kohle-Gegner verletzt worden, sagt ein Polizeisprecher. Die Blessuren gingen aber nur zum Teil auf Gewalt durch Demonstranten zurück. Teilweise seien die Beamten zum Beispiel auch im schlammigen Boden umgeknickt.
Auch Demonstranten hätten Blessuren davongetragen. Wie viele Verletzte es seien, wisse man nicht. Seit Beginn der Räumung seien ungefähr 150 Strafverfahren etwa wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, Körperverletzung und Landfriedensbruchs eingeleitet worden.
Eine Sprecherin der Aktivistengruppe „Lützerath lebt“ erhebt am Sonntag schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Bei der Demo am Samstag habe es „ein unglaubliches Maß an Polizeigewalt“ gegeben, sagt sie. Eine Person aus den Reihen der Demonstranten sei in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus gebracht worden. Das Vorgehen bei der Räumung von Lützerath selbst sei rabiat und rücksichtslos. „Es ist ein Wunder, dass es hier noch keine Toten gegeben hat“, sagt die Sprecherin. Die Polizei weist diesen Vorwurf zurück und versichert, mit äußerster Vorsicht vorzugehen.
Auch Demonstranten hätten Blessuren davongetragen. Wie viele Verletzte es seien, wisse man nicht. Seit Beginn der Räumung seien ungefähr 150 Strafverfahren etwa wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, Körperverletzung und Landfriedensbruchs eingeleitet worden.
Eine Sprecherin der Aktivistengruppe „Lützerath lebt“ erhebt am Sonntag schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Bei der Demo am Samstag habe es „ein unglaubliches Maß an Polizeigewalt“ gegeben, sagt sie. Eine Person aus den Reihen der Demonstranten sei in lebensbedrohlichem Zustand ins Krankenhaus gebracht worden. Das Vorgehen bei der Räumung von Lützerath selbst sei rabiat und rücksichtslos. „Es ist ein Wunder, dass es hier noch keine Toten gegeben hat“, sagt die Sprecherin. Die Polizei weist diesen Vorwurf zurück und versichert, mit äußerster Vorsicht vorzugehen.
Katja Guttmann
So ist die Lage am Morgen: Polizei will Räumung von Klimaprotestdorf Lützerath fortsetzen - Aktivisten in Baumhäusern und Tunnel
Die Polizei will am Sonntag die Räumung des Dorfes Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler fortsetzen. Auf dem seit Mittwoch abgeriegelten Dorfgelände halten sich nach Polizeiangaben weiterhin Klimaaktivisten auf, etwa in Baumhäusern. Zwei Aktivisten harrten außerdem in einem Tunnel unter einem Gebäude aus. Wie viele Kohlegegner noch auf dem Gelände sind, ist nicht bekannt.
Der Energiekonzern RWE hatte am Samstag von Vorbereitungen gesprochen, um die beiden Aktivisten aus dem Tunnel zu holen. „Es wird an einem Rettungskonzept gearbeitet“, sagte ein Unternehmenssprecher. Man sei dabei auch mit externen Experten und dem Technischen Hilfswerk in Kontakt. „Die beiden, die da unten sitzen, sind nach eigenen Angaben wohlauf.“ Sie hätten etwa keine Probleme mit Frischluft.
Am Samstag hatten viele Tausend Menschen im benachbarten Ortsteil Keyenberg demonstriert. Die Polizei sprach von 15 000 Teilnehmern, die Veranstalter schätzten die Zahl auf 35 000. Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei auf beiden Seiten Menschen verletzt. Die genaue Anzahl der Verletzten und die näheren Umstände, die zu den Verletzungen führten, wurden zunächst nicht bekannt.
Laut Polizei hatten rund 1000 größtenteils vermummte „Störer“ versucht, auf das abgesperrte Dorfgelände zu gelangen. Um sie abzuwehren, setzte die Polizei Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Ob es Festnahmen gab, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Ein Sprecher erklärte, Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden.
Der Energiekonzern RWE teilte am Abend mit, man sei „entsetzt über die Aggressionen und die Gewalt, die von Teilen der Aktivisten ausgingen“. Dies habe mit der ansonsten friedlichen Demonstration nichts mehr zu tun. „Wer völlig enthemmt Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten wirft und versucht Absperrungen zu durchbrechen, kritisiert nicht die Energiepolitik, sondern attackiert das gesellschaftliche Fundament unseres Rechtsstaats.“
Der Energiekonzern RWE hatte am Samstag von Vorbereitungen gesprochen, um die beiden Aktivisten aus dem Tunnel zu holen. „Es wird an einem Rettungskonzept gearbeitet“, sagte ein Unternehmenssprecher. Man sei dabei auch mit externen Experten und dem Technischen Hilfswerk in Kontakt. „Die beiden, die da unten sitzen, sind nach eigenen Angaben wohlauf.“ Sie hätten etwa keine Probleme mit Frischluft.
Am Samstag hatten viele Tausend Menschen im benachbarten Ortsteil Keyenberg demonstriert. Die Polizei sprach von 15 000 Teilnehmern, die Veranstalter schätzten die Zahl auf 35 000. Am Rand der Demonstration kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Nach Polizeiangaben wurden dabei auf beiden Seiten Menschen verletzt. Die genaue Anzahl der Verletzten und die näheren Umstände, die zu den Verletzungen führten, wurden zunächst nicht bekannt.
Laut Polizei hatten rund 1000 größtenteils vermummte „Störer“ versucht, auf das abgesperrte Dorfgelände zu gelangen. Um sie abzuwehren, setzte die Polizei Wasserwerfer, Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Ob es Festnahmen gab, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Nach Polizeiangaben attackierten einzelne Demonstranten auch Einsatzwagen der Polizei und warfen Pyrotechnik in Richtung der Beamten. Ein Sprecher erklärte, Reifen seien zerstochen und Außenspiegel abgetreten worden.
Der Energiekonzern RWE teilte am Abend mit, man sei „entsetzt über die Aggressionen und die Gewalt, die von Teilen der Aktivisten ausgingen“. Dies habe mit der ansonsten friedlichen Demonstration nichts mehr zu tun. „Wer völlig enthemmt Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten wirft und versucht Absperrungen zu durchbrechen, kritisiert nicht die Energiepolitik, sondern attackiert das gesellschaftliche Fundament unseres Rechtsstaats.“
Ein Feuerwehrmann steht vor dem Eingang des Hauses in Lützerath, in dem sich der Eingang eines Tunnels befinden soll. . dpa