Süddeutsche Zeitung

Loveparade-Katastrophe in Duisburg:Neuer Anlauf zur Abwahl von OB Sauerland

Die Initiative "Neuanfang für Duisburg" macht Oberbürgermeister Sauerland für die Katastrophe auf der Loveparade verantwortlich und will ein Abwahlverfahren gegen ihn einleiten. Für einen Bürgerentscheid fehlen nur noch 5000 Unterschriften. Danach könnte es für die Gegner des CDU-Politikers allerdings schwer werden.

Für ein Abwahlverfahren gegen den Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) haben seit 20. Juni mehr als 50.000 Menschen unterschrieben. Die Bürgerinitiative "Neuanfang für Duisburg" macht Sauerland für die Genehmigung der Loveparade politisch verantwortlich und wirft ihm ein völlig ungenügendes Krisenmanagement nach der Massenpanik im vergangenen Jahr vor.

55.000 Stimmen sind für einen Bürgerentscheid nötig, 65.000 Unterschriften hat sich die Initiative "Neuanfang für Duisburg" als Ziel gesetzt. Mitte Oktober sollen die Unterschriftenlisten überreicht werden, dann muss nach Meinung der Bürgerinitiative das Abwahlverfahren zwingend eingeleitet werden. "Dieses Abwahlverfahren wird die Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind, Verantwortung für den guten Ruf der Stadt zu übernehmen, noch stärker zusammenführen", heißt es von Seiten der Initiative.

Um Sauerland dann tatsächlich abzuwählen, benötigen seine Gegner allerdings 92.000 Stimmen. Das sind ein Viertel der Wahlberechtigten und gut 20.000 Stimmen mehr, als Sauerland bei der Kommunalwahl 2009 auf sich vereinigen konnte. Mitinitiator Werner Hüskens, dessen jüngster Sohn auf der Loveparade gefeiert hatte und unverletzt geblieben war, hatte bereits versucht, mit Hilfe von 10.000 Unterschriften ein Abwahlverfahren durch den Rat der Stadt Duisburg einzuleiten. Die notwendige Zweidrittelmehrheit war allerdings nicht zu Stande gekommen. Anfang Juni trat jedoch in Nordrhein-Westfalen ein Gesetz in Kraft, das Bürgern die Abwahl von Oberbürgermeistern und Landräten ermöglicht.

Adolf Sauerland war schon kurz nach der Katastrophe am 24. Juli 2010 stark unter Beschuss geraten, einen Rücktritt hatte der Politiker aber stets abgelehnt. Er verweist auf ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten, demzufolge die Stadt bei der Genehmigung der Loveparade keine Fehler gemacht hat.

Bei einer Massenpanik während der Techno-Party im vergangenen Jahr waren 21 Menschen erdrückt oder totgetrampelt worden, mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Gegen 16 Beschuldigte ermittelt die Staatsanwaltschaft. Darunter sind viele städtische Mitarbeiter. Sauerland und der Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller gehören aber nicht dazu.

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