Loveparade-Katastrophe: Adolf Sauerland:Abwahl im Schnelldurchgang

Obwohl Adolf Sauerland einen sofortigen Rücktritt ablehnt, könnte die Amtszeit des Duisburger Oberbürgermeisters nach der Loveparade-Katastrophe ein schnelles Ende nehmen: Die FDP drängt auf eine Sondersitzung des Rates, um den CDU-Mann abzulösen.

Die Zeit des Duisburger Oberbürgermeisters (OB) Adolf Sauerland läuft ab: Zwar ist der CDU-Politiker nach der Loveparade-Katastrophe weiterhin nicht zu einem Rücktritt bereit, er will sich stattdessen einem Abwahlverfahren stellen, das ihm finanzielle Vorteile bringen könnte. Die Duisburger FDP hat nun angekündigt, das Verfahren beschleunigen zu wollen.

Statt turnusgemäß am 4. Oktober soll sich der Rat der Stadt früher zu einer Sondersitzung treffen, um die Abwahl in Gang zu setzen. "Wir können nicht bis zum 4. Oktober warten, die Stadt braucht jetzt zügig eine neue Führung", sagte der FDP-Fraktionschef Wilhelm Bies der Rheinischen Post.

Drei Fraktionen für die Abwahl

Als möglichen Termin nannte Bies den 30. August. Das ist der erste Tag nach den Schulferien, an dem die Sitzungswoche im Duisburger Stadtrat aber noch nicht begonnen hat. An diesem Tag könne sich "kein Ratsmitglied mit anderen Verpflichtungen drücken", sagte Bies.

Für eine vorgezogene Sondersitzung des Rates reicht der Antrag einer Fraktion. Mit SPD, FDP und Linken haben sich inzwischen drei Fraktionen für die Abwahl von Sauerland ausgesprochen.

Sauerland hatte am Montag in einer persönlichen Stellungnahme erklärt, bevor er die politische Verantwortung für das Unglück übernehme, brauche er erst Klarheit über die "etwaige tatsächliche Verantwortung der Stadtverwaltung". Er wolle nicht zurücktreten, werde sich aber "selbstverständlich" einem "gemäß der Gemeindeordnung für das Land NRW vorgesehenen Abwahlverfahren stellen." Die Duisburger SPD kritisierte daraufhin, Sauerland verschaukele mit dem Zugeständnis die Wähler, weil er sich dem Verfahren ohnehin nicht entziehen kann.

Druck aus der eigenen Partei

Der Oberbürgermeister war in den vergangenen Tagen wachsender Kritik aus der Politik und von Bürgern ausgesetzt. Nach Angaben des Steuerzahlerbundes würde Sauerland bei einem Rücktritt seine Pensionsansprüche verlieren, bei seiner Abwahl würde er sie dagegen behalten.

Die Duisburger CDU hatte sich indes hinter Sauerland gestellt. In einer Erklärung vom Montagabend begrüßten Partei und Fraktion "die laufende Aufarbeitung" durch den OB und die Staatsanwaltschaft. Gleichzeitig wandten sie sich gegen "die einseitige Vorverurteilung" Sauerlands.

Wenn dem Stadtrat ein Antrag zur Abwahl des OB vorliege, werde die CDU-Fraktion darüber in einer Sitzung beraten und entscheiden. "Diese Entscheidungsfindung wird dann auf dem zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Erkenntnisstand zu den Ursachen der Katastrophe stattfinden", hieß es.

Bei der Duisburger Loveparade hatte es am 24. Juli eine Massenpanik gegeben, in deren Folge 21 Menschen gestorben und mehr als 500 verletzt worden waren. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte es massive Sicherheitsbedenken gegeben.

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