Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Die Welt nimmt Abschied

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Staats- und Regierungschefs, Monarchen und Würdenträger gedenken in London Queen Elizabeths II. Ein historischer Staatsakt, der das Ende einer zehntägigen Trauerphase markiert.

Von Alexander Mühlauer, London

Hunderte Staats- und Regierungschefs, Monarchen und andere Würdenträger aus aller Welt haben am Montag in London Abschied von Königin Elizabeth II. genommen. Etwa 2000 Gäste fanden sich zu einem historischen Staatsakt in der Westminster Abbey ein, um der verstorbenen Queen die letzte Ehre zu erweisen. Darunter waren US-Präsident Joe Biden, der japanische Kaiser Naruhito und Spaniens König Felipe. Aus Deutschland war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angereist.

Der Staatsakt markierte den Abschluss einer zehntägigen Trauerphase, nachdem die Queen im Alter von 96 Jahren gestorben war. Elizabeth II. war von 1952 bis zu ihrem Tod am 8. September 2022 Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichs, so lange wie niemand zuvor in der britischen Geschichte.

Im Trauergottesdienst würdigte der Dekan von Westminster, David Hoyle, den "selbstlosen Dienst" der Queen. "Hier, wo Königin Elizabeth heiratete und gekrönt wurde, haben wir uns aus dem ganzen Land und dem Commonwealth und allen Ländern der Welt versammelt, um unseren Verlust zu betrauern", sagte er. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, erinnerte in der Predigt an die Rede der Queen an die Nation während der Corona-Pandemie. Damals hatte sie den trauernden Familien Trost zugesprochen: "We will meet again." ("Wir werden uns wiedersehen.") Welby zitierte diesen Satz mit Blick auf die christliche Hoffnung auf Auferstehung.

Nach dem Gottesdienst wurde der Sarg der Queen in einer Prozession von der Westminster Abbey zum Wellington Arch am Londoner Hyde Park geleitet. Entlang der Route, die am Buckingham Palace vorbeiführte, standen Tausende Menschen, um ihre Anteilnahme auszudrücken. Von London wurde der Sarg schließlich nach Windsor Castle gebracht, wo die Beisetzung im Familienkreis stattfand.

König Charles III. hatte sich bereits vor der Beerdigung in einer Mitteilung des Palastes "zutiefst berührt" von den vielen Botschaften der Anteilnahme gezeigt. Er bedankte sich bei den "unzähligen Menschen, die solch eine Stütze und Trost für meine Familie und mich in dieser Zeit der Trauer waren".

Für die britische Polizei war das Staatsbegräbnis nach eigenen Angaben der größte Einsatz ihrer Geschichte. Nichts sei mit der enorm komplexen Aufgabe zu vergleichen, sagte Deputy Assistant Commissioner Stuart Cundy von der Londoner Metropolitan Police. Das Ausmaß übertreffe sowohl das Platinjubiläum der Queen im Juni als auch die Olympischen Sommerspiele 2012 in London, bei denen 10 000 Polizisten im Einsatz waren.

Nach der nationalen Trauerphase und dem Staatsbegräbnis von Elizabeth II. beginnt in Großbritannien an diesem Dienstag wieder der politische Alltag. Die Regierung unter Premierministerin Liz Truss will noch in dieser Woche weitere Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise bekanntgeben. Dem Vernehmen nach zählen dazu vor allem Steuererleichterungen. Bereits kurz vor dem Tod der Queen hatte Truss angekündigt, die Strom- und Gaspreise für zwei Jahre einzufrieren, um die Bürger zu entlasten.

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