Süddeutsche Zeitung

Dienstreisen-Affäre:Britischer Verteidigungsminister Fox tritt zurück

Lesezeit: 2 Min.

Ende einer Affäre: Großbritanniens Verteidigungsminister Liam Fox tritt zurück. Fox hatte eingeräumt, dass er seinem besten Kumpel Adam Werritty erlaubt hatte, ihn auf insgesamt 18 Reisen zu begleiten. Werritty wies sich auf Visitenkarten als offizieller Berater des Ministers aus, obwohl er keinen Posten dieser Art bekleidete. Nachfolger wird Verkehrsminister Philip Hammond.

Christian Zaschke, London

Liam Fox hat den abschließenden Untersuchungsbericht nicht mehr abgewartet: Der britische Verteidigungsminister ist am Freitagnachmittag zurückgetreten. In einem Schreiben teilte er Premierminister David Cameron mit: "Ich habe es fälschlicherweise zugelassen, dass die Grenze zwischen meiner Arbeit für die Regierung und meinen privaten Interessen nicht völlig klar war. Die Konsequenzen dessen sind in den vergangenen Tagen deutlich geworden. Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Posten als Verteidigungsminister aufzugeben." Das Amt habe ihn mit Stolz und Ehre erfüllt. Zu seinem Nachfolger wurde am Abend der bisherige Verkehrsminister Philip Hammond ernannt, der wiederum durch Justine Greening ersetzt wird.

Am Freitag vergangener Woche hatten verschiedene britische Medien berichtet, dass Fox auf mehreren Dienstreisen von seinem Freund und Trauzeugen Adam Werritty begleitet worden war. Werritty hatte sich zudem auf Visitenkarten als "Berater" des Verteidigungsministers bezeichnet, obwohl er keine Position dieser Art innehatte. Fox hatte die Berichte zunächst barsch abgetan. Am Sonntag vergangener Woche hatte er sich erstmals dafür entschuldigt, dass der Eindruck entstanden sein könnte, er habe sich falsch verhalten. Die Entschuldigung wiederholte er am Montag im Parlament. Seitdem nahm der Druck zu, besonders durch neue Enthüllungen in den Medien.

Zunächst erklärte Fox selbst, dass Werritty ihn in den vergangenen eineinhalb Jahren auf 18 Reisen begleitet habe, allerdings stets, so Fox, in privater Funktion. Zudem habe Werritty ihn 22 Mal im Verteidigungsministerium besucht, ebenfalls als Privatmann. Premier David Cameron sprach Fox das Vertrauen aus, betonte allerdings, man müsse sich jetzt Zeit nehmen, um alle Fragen zu beantworten. Er wollte mit seinem abschließenden Urteil bis Anfang kommender Woche warten; dann soll der Untersuchungsbericht des Verteidigungsministeriums vorliegen, der sich mit der Frage beschäftigt, ob Fox gegen seine Sorgfaltspflicht als Minister verstoßen hat.

In Laufe der vergangenen Woche wurde jedoch bekannt, dass Werritty keineswegs nur als Privatmann mit Fox reiste, sondern auch Treffen zwischen dem Minister und Geschäftsleuten organisierte. Mitte der Woche sagte Harvey Boulter, Chef einer Private-Equity-Firma, der sich mit Fox auf Vermittlung Werrittys in Dubai getroffen hat, der BBC: "Ich musste davon ausgehen, dass Werritty zum Verteidigungsministerium gehört." Ob er geglaubt habe, dass Werritty "die Tür zu Fox" sei, wurde Boulter gefragt: ,,Ja, absolut'', sagte der Geschäftsmann.

Nicht geklärt ist auch, wie Werritty seine Reisen mit dem Minister finanzierte. Zu Boulter sagte er angeblich, er reise bevorzugt erster Klasse, was diesen laut eigener Aussage verwundert habe in Anbetracht leerer Staatskassen. Werritty sagt, er sei von Gönnern finanziert worden. Frühere Reisen sind von der Stiftung Atlantic Bridge bezahlt worden - die Liam Fox ins Leben gerufen hat.

Premier David Cameron antwortete Fox noch am Freitagnachmittag, er schrieb ebenfalls einen Brief. Darin heißt es: "Ich verstehe die Gründe für Ihren Rücktritt, obwohl ich sehr bedaure, dass Sie diesen Schritt gehen. Sie haben in den 17 Monaten seit der Wahl exzellente Arbeit als Verteidigungsminister geleistet."

Fox gehörte zum rechten Flügel der konservativen Partei. Bei diesem hat sein Nachfolger Hammond sich kürzlich einige Freunde gemacht, weil er vorschlug, das Tempolimit in Großbritannien von 70 auf 80 Meilen pro Stunde (knapp 130 km/h) zu erhöhen. Beim Koalitionspartner in der Regierung, den Liberaldemokraten, ist er seitdem allerdings in Ungnade gefallen.

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