Lohnfortzahlung:Späte Bekenntnisse

Eltern brauchen keine Extra-Würste, aber Gerechtigkeit.

Kommentar von Meredith Haaf

Bisher hatte die Spitzenpolitik eher wenig bis nichts zu den Belastungen zu sagen, die Eltern minderjähriger Kinder unter den Einschränkungen der Corona-Krise schultern. Ein paar Tausend missmutige Verschwörungstheoretiker generieren mehr öffentliche Besorgnis als die Ängste und Engpässe, die viele Millionen Familien derzeit erleben.

Jetzt haben sich immerhin der Bundessozialminister und die CDU-Vorsitzende für die Verlängerung der Lohnfortzahlung an Eltern ausgesprochen, die durch den Wegfall der Kinderbetreuung nicht arbeiten können. Das ist gut. Da aber seit Wochen klar ist, dass weder Schulen noch Betreuungseinrichtungen in absehbarer Zeit in den Regelbetrieb gehen, ist die Frage: Warum erst jetzt?

Man kann die materielle Existenz von Müttern und Vätern vorrangig für deren Zuständigkeit halten. Doch nach einer Befragung des Deutschen Jugendinstituts kommen Kinder, deren Eltern finanziell unter der Krise leiden, derzeit schlechter zurecht. Elf Millionen Kinder in Deutschland hängen von Erwachsenen ab, denen teilweise Perspektiven und Handlungsspielräume fehlen. Eltern müssen in der Corona-Zeit deshalb nicht mit Extrawürsten versorgt werden. Aber ausgleichende Gerechtigkeit ihnen gegenüber macht einen ganz konkreten Unterschied in Sachen Kindeswohl.

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