Löhne:Verdient der Kollege mehr?

Frauen bekommen geringere Gehälter als Männer. Man kann dagegen etwas tun.

Von Constanze von Bullion

Familienministerin Schwesig hat ein Gesetz für mehr Lohngerechtigkeit zwischen Frauen und Männern auf den Weg gebracht. Arbeitnehmer sollen von ihren Vorgesetzen erfahren können, ob Kollegen anderen Geschlechts bei gleichwertiger Leistung mehr verdienen. Mit Computerprogrammen ist so etwas längst ermittelbar. Nur anwenden wollte sie bisher halt kaum jemand. Weil Transparenz und Nachdenken Arbeit machen - und Lohngerechtigkeit Ärger bereitet.

Schon protestieren jetzt Arbeitgeber: Die Ministerin wolle Firmen gängeln und mit überflüssigen Berichtspflichten über gerechte Bezahlung quälen. Dabei seien die Arbeitgeber doch die ersten, die sich mehr Chefinnen wünschten. Wenn Frauen beim Gehalt nicht vorankämen, dann nicht wegen Diskriminierung durch den Chef, sondern weil sie falsche Berufe wählten oder in Teilzeit arbeiten wollten.

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern ist in Deutschland so inakzeptabel groß, weil das Frauen- und Mutterbild vielfach anachronistisch ist. Frauen wird im Beruf fast durchgehend weniger zugetraut als Männern. Statt das zu leugnen und um Hilfe zu rufen, sollten Vorgesetzte ihre Beurteilungsmuster selbstkritischer analysieren - und mitwirken an dem Gesetz. Raus aus der Wagenburg ist die Devise, übrigens auch bei Frauen, die den Kampf um Geld und beruflichen Erfolg nur zu gern mal anderen überlassen.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: