Bevor Liz Truss am Mittwoch die Bühne im Saal des Konferenzzentrums in Birmingham betritt, wird erst noch ihr neues Rednerpult herbeigeschafft. Sie haben es extra anfertigen lassen, als Truss vor vier Wochen von den Mitgliedern der Tories zur neuen britischen Premierministerin gewählt wurde, das Pult ist auf einem verzwirbelten Holzständer angebracht, der aussieht, als hätten ein paar Kinder ihre Bauklötze aufeinandergetürmt: Ganz gerade wird so was ja nie. Schon bei ihrer Antrittsrede vor der schwarzen Tür von Downing Street vor einem Monat wurde das Pult aufgestellt, was damals auch deshalb auffiel, weil am selben Tag Boris Johnson vor derselben Tür seine Abschiedsrede gehalten hatte, mit einem anderen, seinem alten Rednerpult. Die Sache mit dem Pult ist ein wenig lächerlich, aber es geht immer um Bilder und Botschaften in der Politik, und die Tories bemühen sich sehr, die neue Premierministerin, die seit zehn Jahren Mitglied der Regierung ist, als die Frau darzustellen, mit der sich alles ändert. Alles neu, sogar das Pult.
Großbritannien:Eine Premierministerin im freien Fall
Sie hat Steuersenkungen für Reiche verkündet, die Finanzmärkte schockiert, das Land sowieso. Und beim Parteitag der Tories wird diesmal nicht gesungen, sondern gestritten. Liz Truss und die Frage: Wie viel kann eine Regierungschefin in 29 Tagen falsch machen?
Von Michael Neudecker, Birmingham
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