Süddeutsche Zeitung

UN-Klimagipfel:Merkel, Macron und Johnson in New York

Staats- und Regierungschefs stellen auf einem UN-Sondergipfel heute ihre Klimaschutzpläne für die kommenden Jahre vor. Den Anfang macht die Bundeskanzlerin mit einem Verweis auf "Fridays for Future". Verfolgen Sie den Gipfel im Videostream.

Bundeskanzlerin Angela Merkel nahm am Anfang ihrer Rede beim Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York Bezug auf die Demonstrationen der "Fridays for Future"-Bewegung. "Wir alle haben den Weckruf der Jugend gehört", sagte Merkel. Es gebe keinen Zweifel, dass der Klimawandel "im Wesentlichen" vom Menschen gemacht sei. Deutschland werde seinen Teil im Kampf gegen den Klimawandel beitragen, sagte die Kanzlerin - und verwies dabei auf das Klimapaket, welches die Koalitionsspitzen am Freitag beschlossen hatten und was unter anderem ein Preis für CO₂ vorsieht.

In Deutschland haben die Pläne der großen Koalition bislang viel Kritik ausgelöst. Auf Empörung stößt bei Klimaschützern und Experten vor allem die vorgesehene CO₂-Bepreisung von anfangs lediglich zehn Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid. Die Kanzlerin räumte indirekt jedoch ein, dass Deutschland als Industrieland bislang zu wenig in Sachen Klimaschutz geleistet hat. "Wenn alle so handeln würden wie Deutschland, würden sich die Emissionen weltweit verdoppeln", sagte sie. Deutschland habe ein Prozent der Weltbevölkerung und verursache zwei Prozent der weltweiten Treibhausgase.

Vor ihrem Auftritt traf Merkel mit der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zusammen, deren Schulstreik der Auslöser für die internationalen Fridays-for-Future-Demonstrationen war. Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte ein Foto, welches die Schülern gemeinsam mit der Bundeskanzlerin zeigt. Thunberg wandte sich vor Merkel in New York mit einer emotionalen Ansprache an die Staats- und Regierungschefs. "Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten?", sagte Thunberg mit Tränen in den Augen. "Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum - wie könnt Ihr es wagen?"

Die wissenschaftlichen Vorhersagen zum Klimawandel seien seit Jahrzehnten mehr als deutlich, sagte die 16-Jährige weiter. "Wie könnt Ihr es wagen zu glauben, dass man das lösen kann, indem man so weiter macht wie vorher - und mit ein paar technischen Lösungsansätzen? Ihr seid immer noch nicht reif genug zu sagen, wie es wirklich ist. Ihr lasst uns im Stich. Alle kommenden Generationen haben euch im Blick und wenn Ihr Euch dazu entscheidet, uns im Stich zu lassen, dann entscheide ich mich zu sagen: Wir werden Euch nie vergeben! Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen!"

Papst: Regelungen sind oft vage

Nach Merkel sollte der französische Präsident Emmanuel Macron auftreten, weitere Redner sollen Chinas Außenminister, der EU-Ratspräsident Donald Tusk, Russlands stellvertretender Ministerpräsident und der britische Premierminister Boris Johnson sein. Das gesamte Programm finden Sie hier als PDF.Vor der Kanzlerin sprach die sechzehnjährigen Schwedin Greta Thunberg auf dem Gipfel, Sie wandte sich in einer emotionalen Ansprache an die Staats- und Regierungschefs.

Per Videobotschaft wurde auch Papst Franziskus aus Rom zum Gipfel zugeschaltet. Er bezeichnete den Klimawandel als eine "der besorgniserregendsten Entwicklungen unserer Zeit". Die Menschheit brauche drei große moralische Werte, um die Herausforderung zu meistern. "Ehrlichkeit, Verantwortung und Mut", sagte der Papst. Angesichts der bisherigen, oft vagen Regelungen sei es fraglich, ob wirklich der politische Wille bestehe, genügend Ressourcen im Kampf gegen die Erderwärmung bereitzustellen.

Überraschend ist auch US-Präsident Donald Trump bei dem Gipfel aufgetaucht. Er tauchte unangekündigt bei der Veranstaltung auf, während der indische Premierminister Narendra Modi sprach. Der US-Präsident hatte parallel zum Klimagipfel zu einer eigenen Veranstaltung im UN-Hauptquartier eingeladen. Dabei sollte es um den Schutz von Religionsfreiheit gehen. Auf Trumps offiziellen Programm stand der Klimagipfel am Montag nicht.

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