Liu Xia ist in Deutschland. Die Witwe des vor einem Jahr in Haft gestorbenen chinesischen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo ist keine Gefangene mehr: zur Abwechslung einmal Grund zur Freude für Bürgerrechtler. Doch, dieser Dienstag war ein guter Tag. Aber nein, deshalb ist es noch lange kein gutes Ende, ein glückliches schon gar nicht.
Liu Xia ist eine gebrochene Frau. Ihr Mann ist tot, gestorben mit 61 Jahren in Gefangenschaft, an Leberkrebs, dessen tödliche Bedrohung Chinas Behörden viel zu spät eingestanden - und dessen Behandlung im Ausland sie dem Todkranken verwehrten. Und den Satz "Liu Xia ist frei" traut man sich auch nicht zu schreiben. Die Partei hat nämlich eine Geisel behalten, ihren Bruder Liu Hui. Jedes falsche Wort von ihr in Deutschland kann den Bruder zurück in die Zelle bringen.
Aber sie lebt, ist nicht mehr eingesperrt in ihrer Wohnung, wird in Berlin Freunde wiedersehen. Noch jemand hat deshalb Grund zur Freude: die deutsche Diplomatie. Keine Regierung hat so sehr um die Rettung dieser Frau gekämpft wie die deutsche. Vielleicht ist das überhaupt die beste Nachricht: dass es sich auszahlen kann, wenn ein demokratischer Staat glaubhaft für seine Werte einsteht, für Menschenrechte und Rechtsstaat. Ja, man darf wieder einmal kurz stolz sein auf Deutschland.