Liturgie:Gemeinsames Mahl verschoben

Katholiken und Protestanten wollten sich auf dem Ökumenischen Kirchentag 2021 gegenseitig zu Eucharistiefeiern einladen. Dagegen interveniert der Vatikan - sehr zum Ärger der deutschen Bischöfe.

Von Annette Zoch

Neuer Bremsklotz aus Rom: Die deutschen katholischen Bischöfe haben nach der Intervention aus dem Vatikan bei ihrer Herbstvollversammlung beschlossen, eine Abstimmung über eine sogenannte eucharistische Gastfreundschaft zwischen Katholiken und Protestanten erst einmal zu verschieben. Das bedeutet, dass es beim Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) 2021 in Frankfurt voraussichtlich nicht zu offiziellen gegenseitigen Einladungen zum evangelischen Abendmahl beziehungsweise der katholischen Kommunion kommen kann.

Kurz vor dem Bischofstreffen hatte Kardinal Luis Ladaria, der Präfekt der Glaubenskongregation, einen Brief an Georg Bätzing, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, geschrieben. In dem Brief hatte Ladaria einer gegenseitigen Mahlseinladung eine klare lehramtliche Absage erteilt. Der Apostolische Nuntius in Berlin, der Botschafter des Papstes, hatte den Brief übermittelt - allerdings nicht an Bätzing direkt, sondern gewissermaßen an den großen Verteiler, an alle Bischöfe in Deutschland. Es war ein Affront gegen Bätzing, der als Verteidiger der Ökumene gilt, selbst Gastgeber des ÖKT ist und auch dem Ökumenischen Arbeitskreis vorsitzt, der die gegenseitige Mahlseinladung empfohlen hatte.

Bischof Bätzing zeigt sich über den Vorgang "sehr verärgert"

Bätzing machte seiner Verärgerung in einem Brief an den Nuntius Nikola Eterović Luft, aus dem die Zeit-Beilage Christ und Welt zitiert: "Darf ich Ihnen rückmelden, dass ich dies als einen ungebührlichen Vorgang empfinde", mailte Bätzing dem Bericht zufolge an Eterović. "Der Präfekt der Glaubenskongregation schreibt mich an, und die Nuntiatur versendet das Schreiben an alle Bischöfe. Herr Nuntius, Sie sehen mich über diesen Vorgang sehr verärgert", wird Bätzing weiter zitiert.

Die Bischöfe haben jetzt die Ökumenekommission und die Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz damit beauftragt, sich erneut mit dem Papier zu befassen, das der gegenseitigen Mahlseinladung zugrunde liegt. Vorher hatte Bätzing gesagt, die Bedenken der Glaubenskongregation müssten bewertet werden - aber nicht alle Kritikpunkte seien zutreffend. Die Münsteraner Theologieprofessorin Dorothea Sattler, die Mitautorin des Papiers "Gemeinsam am Tisch des Herrn" ist, beklagt die mangelnde Wertschätzung des Vatikans. Seit Jahren gebe es theologische Arbeiten zum Ämter- und Sakramenteverständnis. "Wir können nicht jedes Mal wieder von vorne beginnen, es liegen bereits so viele Studien vor, die keine Anerkennung finden", sagt Sattler.

Für die Präsidenten des Ökumenischen Kirchentags, Thomas Sternberg und Bettina Limperg, gibt es nach dem Papier aus Rom keine Veranlassung, am Konzept des ÖKT etwas zu ändern. Man plane keine gemeinsame Abendmahlsliturgie, sondern gegenseitige Einladungen. "Die persönliche Gewissensentscheidung wird eine große Rolle spielen." Der Ökumenische Kirchentag soll im Mai 2021 trotz Pandemie stattfinden - mit einer Mischung aus digitalen und Präsenzveranstaltungen mit Hygiene- und Abstandsregelungen.

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