Am Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius ist am späten Samstagabend der Flugbetrieb wegen des Überflugs von mutmaßlichen Heißluftballons vorübergehend eingestellt worden. „Der Luftraum über dem Flughafen Vilnius ist bis 4.30 Uhr gesperrt“, teilte die Flughafenverwaltung auf ihrer Website mit. Flüge nach Vilnius wurden in dieser Zeit nach Lettland und Polen umgeleitet. Am frühen Sonntagmorgen war der Flughafen dann wieder in Betrieb.
Wie das Nachrichtenportal Lrytas unter Berufung auf einen Sprecher des Flughafens berichtete, wurde der Anflug der Ballons gegen 22.16 Uhr entdeckt. Insgesamt waren nach Angaben des Flughafens rund 30 Flüge und 6.000 Passagiere von den Einschränkungen während der Sperre betroffen.
Nach Angaben des Nationalen Krisenmanagementzentrums wurde der litauische Luftraum von 25 Wetterballons verletzt, die üblicherweise von Schmugglern verwendet werden. 13 seien über Vilnius und Umgebung, und zwei davon in der Nähe des Flughafens gesichtet worden, sagte ein Sprecher des Zentrums im litauischen Rundfunk. Deshalb sei der Luftraum um den Flughafen gesperrt und der Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen vorerst gestoppt worden.
Sieben Ballons mit geschmuggelten Zigaretten bislang gefunden
Der Leiter des Krisenmanagementzentrums, Vilmantas Vitkauskas, erklärte im litauischen Rundfunk, der Wind habe in der Nacht aus südlicher Richtung geweht. Dies seien günstige Bedingungen für den Start von derartigen Ballons. „Es ist sehr wichtig, sie aufzuspüren und herauszufinden, wer sie mitnehmen will“, sagte er. Nach Angaben des Grenzschutzes seien bislang sieben Ballons in verschiedenen Bezirken des Landes gefunden wurden. Mit ihnen seien insgesamt 12.000 Packungen Zigaretten transportiert worden, teilte ein Sprecher der Behörde mit.
Die Nutzung von Wetterballons zum Schmuggeln von illegalen Zigaretten aus dem autoritär regierten Belarus ins benachbarte Litauen ist kein neues Phänomen. Angesichts der besseren Überwachung und Sicherung der Grenze durch einen Zaun und andere Schutzmaßnahmen hat ihr Einsatz aber deutlich zugenommen. Allein in diesem Jahr wurden nach Angaben von Vitkauskas schätzungsweise 500 derartige Ballons gesichtet, die die litauische Grenze illegal auf dem Luftweg überquert haben.
Erst vor wenigen Wochen war der Flugverkehr in Vilnius wegen Drohnensichtungen vorübergehend eingestellt worden. Das an den russischen Verbündeten Belarus grenzende Nato-Mitglied Litauen hatte bereits im August als Reaktion auf Drohnen, die von dort eindrangen, eine Flugverbotszone entlang der Grenze eingerichtet. Der europäische Flugverkehr ist in den vergangenen Wochen wiederholt durch Drohnensichtungen und Luftraumverletzungen gestört worden, zuletzt zweimal am Flughafen in München.

