Die mutmaßlichen rechtextremen Terroristen aus Zwickau haben wohl auch Mordanschläge auf Politiker geplant. Die Ermittler fanden eine Liste der Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), von der vermutet wird, dass sie mögliche Zielpersonen für Mordanschläge enthält. Auf der Liste fanden sich unter anderem die Namen der Bundestagsabgeordneten Jerzy Montag (Grüne) und Hans-Peter Uhl (CSU). Das bestätigten beide Politiker auf Anfrage von sueddeutsche.de.
Beide Abgeordnete sind Rechts- und Innenpolitiker, Montag ist Experte für den Kampf gegen Rechtsextremismus. Montag hatte Anfang der Woche erfahren, dass sein Name sich auf der Todesliste befindet - zuerst über Parteifreunde, die mit der Nachricht in Bundestagsgremien konfrontiert wurden, dann ließ er sich die Causa vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden bestätigen. "Ich bin regelrecht geschockt gewesen", sagte der Parlamentarier im Gespräch zu sueddeutsche.de, "und noch immer habe ich ein beklemmendes Gefühl."
CSU-Politiker Uhl rätselt, wie sein Name auf die Liste kommt: "Ich vermute, dass das etwas mit seiner früheren Tätigkeit als Münchner Kreisverwaltungsreferent zu tun hat", sagte er zu sueddeutsche.de. Er fühle sich nicht bedroht.
Die Liste wurde angeblich im Jahre 2005 angelegt, auf ihr finden sich die Namen von 88 Personen. Neben den Politikern sind Vertreter türkischer und islamischer Organisationen aufgezählt. Die Zahl 88 besitzt für Rechtsextreme eine besondere Bedeutung. Der achte Buchtsabe des Alphabets ist das H. Unter der doppelten Acht verstehen die Neonazis das Kürzel für "Heil Hitler".
Die rechten Terroristen der Zwickauer Zelle hatten in den vergangenen Jahren zehn Menschen getötet, neun Migranten und eine Polizistin.
Das potentielle Anschlagsopfer Jerzy Montag appelliert an die Politik, das Problem Rechtsextremismus ernst zu nehmen. "Es darf nicht sein, dass Rechtsextremismus weiter zur Minitatur gemacht wird", sagte der Grüne und schob eine Forderung nach: "Die rechte Gefahr muss in den Fokus der Ermittlungsbehörden rücken."