Süddeutsche Zeitung

Linkspartei:Die Linke - Wohlfühlen im Off

Sahra Wagenknecht teilt auf dem Parteitag der Linken heftig aus. Den arroganten Tonfall kann man ärgerlich finden, in ihrer Einschätzung der politischen Lage aber liegt sie nicht ganz falsch.

Kommentar von Constanze von Bullion

Nicht nur ein Wahlprogramm hat die Linkspartei bei ihrem Parteitag in Hannover verabschiedet, sie hat auch jede Menge Selbstbewusstsein demonstriert. Vor allem die Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht hat da Parteitag, insbesondere gegen die SPD und ihren Spitzenkandidaten Martin Schulz. Mutlos, verantwortungslos, eine einzige Blamage - so ging das.

Wagenknecht folgt dem Motto: Wenn niemand uns liebt, dann denken wir gar nicht daran, uns für die Partnerwahl nach der nächsten Bundestagswahl auch nur ein bisschen hübsch zu machen.

Wagenknechts arroganten Tonfall kann man ärgerlich finden, in ihrer Einschätzung der Großwetterlage aber liegt sie nicht ganz falsch. In der bundespolitischen Landschaft ist die Linke isoliert, da hilft die freundlichste Rhetorik nicht. Anders als von Wagenknecht suggeriert, hat die Partei sich das aber großteils selbst zuzuschreiben.

Mehr als 40 Prozent der Delegierten in Hannover waren etwa der Meinung, jeder Auslandseinsatz der Bundeswehr gehöre gestoppt. Das sind zu viele, um eine gemeinsame Regierung mit SPD und Grünen im Bund zum verlockenden Unterfangen zu machen.

Rot-Rot-Grün wird es im Herbst nicht geben, die Linke bleibt, wo sie sich am wohlsten fühlt: im Off. Für die SPD aber ist das kein Grund aufzutrumpfen. Ohne Linke bleibt auch die Schulz-Partei, wo sie ist: vor der Tür des Kanzleramts.

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Quelle:
SZ vom 12.06.2017
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