Linkspartei:Ein Tritt für Ramelow

Linken-Abgeordnete stellen Strafanzeige gegen Merkel.

Von Boris Herrmann

Als normale Partei will die Linke endlich wahrgenommen werden. Sie wirbt nicht nur in Thüringen, sondern auch im Bund für neue Mehrheiten. Sie will beweisen, dass sie reif ist, um mitzuregieren. Es war deshalb nicht nur strategisch unklug, sondern fast schon mutwillig selbstzerstörerisch, dass nun acht Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion Angela Merkel wegen "Beihilfe zum Mord" angezeigt haben.

Das ist einerseits so bizarr, dass es kaum der Rede wert wäre, wenn es nicht andererseits all jenen in die Hände spielen würde, die schon immer behauptet haben, dass mit dieser Partei eben kein Staat zu machen sei. Am Mittwoch unternimmt der gemäßigte Linke Bodo Ramelow in Erfurt den nächsten Versuch, sich mithilfe der CDU zum Ministerpräsidenten wählen lassen. Falls bei den Christdemokraten noch jemand nach einem Argument gesucht haben sollte, sich dem zu verweigern: Hier wäre eines.

Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich die Parteichefs von der Anzeige klar distanzierten. Die acht Abgeordneten gehören zu einer weltfremden Gruppe innerhalb der Fraktion, die sich auch mit Autokraten wie Nicolás Maduro solidarisiert. Solange es der Partei nicht gelingt, sich von dieser Minderheit zu emanzipieren, braucht sie von neuen Mehrheiten gar nicht zu träumen.

© SZ vom 02.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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