Linken-Parteitag:Wagenknecht schafft Distanz zur SPD

Bundesparteitag Die Linke

Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht beim Linken-Parteitag in der Hannover Congress Centrum.

(Foto: dpa)

Kein deutscher Jeremy Corbyn: Die Linken-Spitzenkandidatin geht Martin Schulz beim Parteitag in Hannover hart an. An eine rot-rot-grüne Koalition will sie nur im Fall eines radikalen Politikwechsels glauben.

Sahra Wagenknecht gebührte der abschließende Auftritt beim Linken-Parteitag in Hannover. Und sie nutzte dieses Finale, um ihre Partei auf einen selbstbewussten Wahlkampf einzuschwören: "Es geht darum, so stark zu werden, dass wir die anderen vor uns hertreiben können", rief die Spitzenkandidatin den Delegierten im Congress Centrum zu. "Die Linke kann dieses Land aufmischen."

Dass sie die SPD dazu nicht zwingend brauche, machte Wagenknecht mehr als deutlich. Eine rot-rot-grüne Koalition komme für sie nur im Falle eines radikalen Politikwechsels infrage. "Wir wollen die Grundrichtung der Politik in diesem Land verändern", sagte Wagenknecht. "Und wenn wir dafür Partner haben, dann wollen wir auch regieren." Zu einer Koalition, die im Kern dasselbe mache, wie alle anderen vorher, sei sie dagegen nicht bereit.

Wagenknecht widersprach damit auch Gregor Gysi, der die Delegierten am Samstag noch dazu aufgerufen hatte, im Bundestagswahlkampf eine Regierungsbeteiligung anzustreben. Die beiden Auftritte zeigen deutlich das Spektrum, in dem sich die Partei aktuell bewegt.

Für die Linke ist ein rot-rot-grünes Bündnis die einzige realistische Regierungsoption nach der Bundestagswahl am 24. September. Derzeit gibt es dafür in den Umfragen aber keine Mehrheit. In der Linken ist umstritten, ob man im Wahlkampf auf eine Regierungsbeteiligung zusteuern oder einen straffen Oppositionskurs einschlagen soll. Wagenknecht rief ihre Partei dazu auf, sich in dieser Frage nun nicht zu zerstreiten. Eine Entscheidung darüber stehe derzeit nicht an. Entscheidend sei vielmehr, gemeinsam für ein gutes Wahlergebnis zu kämpfen.

Der SPD warf Wagenknecht vor, an Niedriglöhnen, Rentenkürzungen und Hartz IV nichts ändern zu wollen. Im Vergleich zum aktuellen Entwurf für das SPD-Wahlprogramm sei das der vergangenen Wahl "ein geradezu revolutionäres Dokument".

Wagenknecht griff auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz persönlich an. Sie riet ihm, sich ein Beispiel an der sozialdemokratischen Labour-Partei in Großbritannien zu nehmen, die mit ihrem Kandidaten Jeremy Corbyn die regierenden Konservativen um die absolute Mehrheit brachte. "Es steht nun leider nicht in unserer Macht, aus Martin Schulz einen deutschen Jeremy Corbyn zu machen", spottete sie.

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