Linken-Grüße zum 85. Geburtstag:Parteicomputer unterschrieb den Brief an Fidel Castro

Gesine Lötzsch und Klaus Ernst haben den Inhalt des Briefes an den Máximo Líder möglicherweise nie richtig gekannt. Ein Computer in der Parteizentrale unterzeichnete automatisch das Schreiben der beiden Parteivorsitzenden. Die Diskussion in der Linken über die Richtigkeit des Briefes geht indessen weiter.

Kannten die beiden Linken-Parteivorsitzenden, Gesine Lötzsch und Klaus Ernst, den genauen Inhalt ihres Briefes an Fidel Castro? Die Leipziger Volkszeitung berichtet, dass das Linken-Glückwunschschreiben an den kubanischen Diktator Fidel Castro nicht von den beiden Parteichefs persönlich unterschrieben worden war, sondern von einem Unterschriftenautomat, bedient von einem Parteimitarbeiter in der Berliner Parteizentrale.

Basiskonferenz der Linken

Die Fraktionsvorsitzende der Brandenburger Linken, Kerstin Kaiser, verteidigt Gesine Lötzsch und Klaus Ernst.

(Foto: ddp)

Die Leipziger Volkszeitung beruft sich auf ihr vorliegende interne Parteikommunikation der Linken.

Demnach sei das Glückwunschschreiben vom Apparat der Linksparteizentrale erstellt und versandt worden. Beide Vorsitzenden hätten von dem Brief vorab nur vage Kenntnis genommen.

Die Parteiführung habe jetzt als Konsequenz festgelegt, dass nur noch solche Schreiben von Lötzsch und Ernst verschickt werden, die persönlich von den beiden unterschrieben seien. In einer entsprechenden Hausmitteilung seien am heutigen Dienstag alle einschlägigen Stellen in der Parteizentrale über diese Entscheidung informiert worden.

Linken-Fraktionschefin in Brandenburg: Brief war richtig

Ungeachtet dessen geht die Debatte in der Linken über die Richtigkeit des Briefes an den Máximo Líder weiter. Die Fraktionschefin der Linken im brandenburgischen Landtag, Kersin Kaiser, hat am Dienstag die beiden Parteivorsitzenden in Schutz genommen. "Fidel Castro ist eine Persönlichkeit der Zeitgeschichte - eine große, die Verdienste hat", sagte Kaiser in Potsdam und fügte hinzu: "Warum sollte man da nicht gratulieren?" Führende Brandenburger Linke hatten sich zuvor unzufrieden mit dem Kurs der Bundespartei gezeigt.

Fraktionschefin Kaiser verwies zudem darauf, dass schon vor fünf Jahren der damalige Parteivorsitzende Lothar Bisky ein Gratulationsschreiben an Castro zu dessen 80. Geburtstag verschickt habe. Damals habe Bisky auch auf die "historischen Lehren des real gewesenen Sozialismus" hingewiesen.

Die Parteivorsitzenden Lötzsch und Ernst waren am Wochenende wegen ihres Geburtstagsgrüßes an Fidel Castro in die Kritik geraten. In dem Brief thematisierten die Autoren nicht die jahrzehntelange Verletzung der Menschenrechte. Stattdessen hatten sie von Castro als "Beispiel und Orientierungspunkt für viele Völker der Welt" geschrieben.

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