Süddeutsche Zeitung

Linke: Neues Führungsduo:Kampf gegen das Scheitern

Lötzsch und Ernst sollen es richten: Die neue Führungsarchitektur der Linken entspringt dem verzweifelten Versuch, es allen Teilen der Partei recht zu machen - zu gelingen scheint das nicht.

Daniel Brössler

Als sich die Linken 2007 zu einer Partei vereinigten, hatten sie einen Plan. Nur übergangsweise sollte es einen Vorsitzenden aus dem Westen und einen aus dem Osten geben. 2010 schon sollte das nicht mehr nötig sein, sollte die Partei sich unter der Führung eines einzigen Vorsitzenden sammeln.

Mit dem jetzt vorgelegten Vorschlag haben die Linken zu Protokoll gegeben: Der Plan ist gescheitert. Die Partei ist nicht in der Lage, sich auf einen Vorsitzenden zu verständigen. Nun sucht sie Zuflucht in der doppelten Quote. An die Spitze treten sollen der westdeutsche Mann Klaus Ernst und die ostdeutsche Frau Gesine Lötzsch.

Beide übernehmen ein Erbe, das einem zu hastig errichteten Haus gleicht. Aus der Entfernung macht es einen guten Eindruck. Bei näherer Betrachtung aber zeigen sich die Risse im Fundament. Den Galionsfiguren Oskar Lafontaine und Gregor Gysi war es gelungen, beeindruckende Teile der Wählerschaft zu gewinnen. Der Aufbau einer vereinigten Partei aber wurde in dieser Zeit vernachlässigt.

Politiker aus der früheren PDS und der einstigen WASG sind sich eher noch fremder geworden in jüngster Zeit. Davon zeugt auch der Entschluss, die Partei künftig von zwei Geschäftsführern organisieren zu lassen.

Mit der doppelten Doppelspitze wird die Linke versuchen, die versäumte Einigung nachzuholen. Die neue Führungsarchitektur entspringt dabei dem verzweifelten Versuch, es nun allen Teilen der Partei recht zu machen. Zu gelingen scheint das nicht, das Murren hat schon begonnen. Für die Linken gilt eben die alte Warnung von Bertolt Brecht: "Mach mal einen Plan, denkst Du wärst ein Licht, mach noch einen zweiten Plan, funktionieren tun sie beide nicht."

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Quelle:
SZ vom 27.01.2010/jab
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