Die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen gingen 1992 in die Geschichte der Stadt und des gerade vereinigten Deutschlands ein. 30 Jahre nach den rassistischen Ausschreitungen will Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier heute an die Ereignisse erinnern. Begleitet wird er von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.
Steinmeier fordert, Konsequenzen aus den damaligen Ereignissen für hitzig geführte Debatten in der Gegenwart zu ziehen. Die Ausschreitungen in Rostock seien "eine Katastrophe mit Ansage" gewesen, sagt Steinmeier. Die Krawalle "gediehen auf dem Boden einer teils hasserfüllten Debatte". Staat und Zivilgesellschaft ruft er dazu auf, Lehren zu ziehen.

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Der Bundespräsident erinnert in seiner Rede daran, dass bereits vor den Ausschreitungen in Rostock, bei denen durch Brandanschläge auf ein Wohnheim 150 Menschen in akute Lebensgefahr gerieten, Angriffe auf Ausländer stattgefunden hatten. Die Ausschreitungen in Rostock bezeichnet er als "die schlimmsten rassistischen Übergriffe seit der Gründung unseres Landes". Bis heute entsetze ihn, dass der Rechtsstaat, der die Pflicht hatte, die Menschen zu schützen, die Bedrohten alleingelassen habe. "Was in Rostock geschah, war eine Schande für unser Land."
Steinmeier erinnert auch an das damalige gesellschaftliche Klima, in dem rechtsradikale Parteien im Aufwind gelegen hätten. "Die Rhetorik auch der Parteien im demokratischen Spektrum war ressentimentgeladen", sagt er. Als Konsequenz forderte er, zu erkennen, dass Worte Waffen sein könnten. "Es gilt also, verbal abzurüsten", sagte Steinmeier und verwies auf kontroverse Debatten in sozialen Netzwerken.
Vom 22. bis zum 26. August 1992 gab es im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen schwere rassistisch und fremdenfeindlich motivierte Ausschreitungen. Im Verlauf der vier Tage gerieten dabei 150 Menschen in akute Lebensgefahr, nachdem ein Wohnhaus ehemaliger vietnamesischer DDR-Vertragsarbeiter in Brand gesetzt worden war. Mehr als 200 Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.