Libyen:Übergangsrat meldet Gaddafis Tod

Der libysche Ex-Machthaber Gaddafi ist nach Angaben des Übergangsrats getötet worden. Bei der Eroberung seiner Heimatstadt Sirte soll der ehemalige Diktator schwer verletzt worden und seinen Verletzungen erlegen sein.

Der gestürzte libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist tot. Das teilte der Nationale Übergangsrat mit. Informationsminister Mahmud Schammam berief sich dabei auf Kämpfer, die den Leichnam gesehen hätten. Zuvor hatte ein Kommandeur der neuen libyschen Führung erklärt, dass Gaddafi in seiner Geburtsstadt Sirte gefangen genommen und schwer verletzt worden sei. Eine unabhängige Bestätigung gibt es noch nicht.

"Alle Hinweise, die wir haben, besagen, dass Oberst Gaddafi Geschichte ist", sagte Informationsminister Schammam dem Fernsehsender CNN. Er sei während der Gefechte getötet worden. Milizionäre hätten versucht, ein Haus in Sirte zu stürmen. Gaddafi habe versucht zu fliehen. Er könne aber nicht sagen, ob der 69-Jährige in dem Haus oder in einem Fahrzeug getötet wurde. Der Übergangsrat werde sich am Nachmittag offiziell äußern.

Gaddafi habe sich in einem Erdloch versteckt, berichtet hingegen der Fernsehsender al-Dschasira. Der britische Sender BBC zitierte einen Milizionär, wonach Gaddafi gebettelt haben soll: "Nicht schießen, nicht schießen." Unterdessen sind Fotos und erste verwackelte Videos aufgetaucht, die den getöteten ehemaligen Diktator zeigen sollen. Auf einem Bild ist ein Mann zu sehen, bei dem es sich um Gaddafi handeln soll. Er liegt blutend und umringt von Milizionären des Übergangsrates auf dem Boden.

Der Nachrichtensender al-Arabija zeigte Bilder von dem Ort in Sirte, an dem die Kämpfer Gaddafi angeblich gefunden hatten. Zu sehen sind zwei große Betonröhren, darüber hat jemand auf eine Betonwand gesprüht: "Dies ist der Platz der verfluchten Ratte al-Gaddafi - Gott ist groß". Vor den Betonröhren liegen zwei Leichen am Boden.

Das libysche Fernsehen meldet, Gaddafi sei während der Flucht aus seiner Heimatstadt Sirte getötet worden. Er sei in einem Autokonvoi unterwegs gewesen, als dieser angegriffen wurde - möglicherweise von der Nato. Wie ein Sprecher des Nato-Einsatzes in Libyen mitteilte, bombardierten Nato-Flugzeuge um 8:30 Uhr Ortszeit "zwei Militärfahrzeuge der Pro-Gaddafi-Truppen", die als Teil eines größeren Konvois nahe Sirte unterwegs waren.

Gaddafis Heimatstadt Sirte war am Donnerstag von Milizen befreit worden. Ein Arzt berichtete, bei den Kämpfen um die bisherige Gaddafi-Hochburg sei der frühere Verteidigungsminister des Machthabers, Abu Baker Junis Dschabir, getötet worden. Der Nachrichtensender al-Arabija meldete, in Sirte seien außerdem Gaddafis Sohn Mutassim und Abdullah al-Sanussi, ein enger Vertrauter des ehemaligen Machthabers, gefasst worden. Gaddafis Leiche soll am Donnerstagnachmittag in die Stadt Misrata gebracht worden sein.

In der Hauptstadt Tripolis und anderen libyschen Städten feiern die Menschen auf den Straßen. Von dem Langzeitdiktator fehlte seit dem 27. August jede Spur. Er war immer wieder an verschiedenen Orten vermutet worden, wie unter anderem in der Wüstenstadt Sebha oder aber in einer Oase im Süden des Landes.

Nach den Berichten über Gaddafis Tod sieht die Europäische Union "ein Ende der Ära von Gewaltherrschaft und Unterdrückung, unter der das libysche Volk zu lange gelitten hat". In einer Erklärung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso heißt es: "Heute kann Libyen eine neue Seite in seiner Geschichte aufschlagen und eine neue demokratische Zukunft beginnen."

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