Libyen:Premier macht Abgeordnete für seine Entführung verantwortlich

Libyscher Regierungschef Ali Seidan

Der libysche Regierungschef Ali Seidan

(Foto: dpa)

Der libysche Regierungschef Ali Seidan glaubt, dass zwei Parlamentsabgeordnete in seine wenige Stunden dauernde Entführung verwickelt sind. Eine Fehde sei der Grund. Die NATO soll Libyen nun beim Aufbau von Sicherheitskräften helfen.

Der vor zehn Tagen kurzzeitig entführte libysche Regierungschef Ali Seidan hat zwei Parlamentsabgeordnete beschuldigt, in die Tat verstrickt gewesen zu sein. Seine Entführer hätten dieselben Anschuldigungen erhoben wie die beiden Parlamentarier, sagte Seidan bei einer Pressekonferenz in Tripolis. Zudem sei sein gestohlenes Mobiltelefon in unmittelbarer Nähe des Parlaments gefunden worden, berichtete die Zeitung Libya Herald.

Bei den Beschuldigten handelt es sich demnach um zwei unabhängige Politiker aus der westlibyschen Stadt Al-Sawija. Politiker aus der Stadt werfen der Regierung immer wieder vor, nicht für die Sicherheit ihrer Einwohner zu sorgen.

Eine Gruppe bewaffneter Ex-Revolutionäre hatte den Regierungschef vor knapp zehn Tagen in ihre Gewalt gebracht. Laut Seidan wollten sie ihn dazu bringen, seinen Rücktritt einzureichen. Sie warfen ihm vor, er habe zu Unrecht die Freilassung von Gefangenen veranlasst. Diese gehörten dem Warschafana-Stamm an, der mit den Bewohnern von Al-Sawija im Clinch liegt. Der Ministerpräsident war nach einigen Stunden von anderen Ex-Revolutionären und bewaffneten Anwohnern befreit worden. Die beiden Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück und nannten Seidan einen Lügner. Er wolle mit den Anschuldigungen nur von seinem eigenen Versagen ablenken.

Hilfe aus Brüssel

Bei seinen Sicherheitsproblemen soll Libyen nun Unterstützung aus Brüssel bekommen. Demnach schickt die Nato Berater nach Libyen, die der Regierung des nordafrikanischen Landes beim Aufbau eigener Sicherheitskräfte helfen sollen.

Das "kleine Beraterteam" sei Teil der internationalen Bemühungen um eine Unterstützung beim Wiederaufbau von Institutionen in dem nordafrikanischen Land, hieß es in einer Mitteilung. In Nato-Kreisen verlautete, es gehe um etwa zehn Experten, die nicht ständig in Libyen stationiert würden. Sie sollten von Brüssel aus arbeiten und bei Bedarf nach Libyen reisen. Der Beratungseinsatz sei auch befristet - über den Zeitraum wurde nichts mitgeteilt.

Die Nato hatte bereits im Mai 2012 beim Gipfeltreffen in Chicago ihre Bereitschaft erklärt, Libyen nötigenfalls zu unterstützen. Im Herbst 2011 hatte sie mit einer Flugverbotszone über Libyen die Rebellen gegen Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi unterstützt.

Witwe fordert Gaddafis Leiche

Zwei Jahre nach dem gewaltsamen Tod Gaddafis fordert seine Witwe abermals die Herausgabe seiner Leiche. In einem Brief, den der Radiosender Stimme Russlands veröffentlichte, fordert Safia Farkesch den UN-Sicherheitsrat und die Europäische Union dazu auf, ihr bei der Suche nach der Leiche ihres Mannes und ihres Sohnes Mutassim zu helfen. Die Gaddafi-Witwe will wissen, wo ihr Mann und ihr Sohn bestattet wurden. Außerdem verlangt sie, dass die Leichen der Familie übergeben werden.

Rebellen hatten Gaddafi und seinen Sohn Mutassim im Oktober 2011 nach einem NATO-Luftangriff auf ihre Heimatstadt Sirte gefangen genommen. Danach waren die beiden Männer unter bislang ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Die Leichen wurden zunächst in Misrata öffentlich zur Schau gestellt und dann an einem geheimen Ort bestattet.

In dem Brief appelliert Gaddafis Witwe zudem an Menschenrechtsorganisationen, ihr dabei zu helfen, Kontakt zu einem weiteren Sohn, Seif al-Islam, aufzunehmen. Seif al-Islam, der lange als möglicher Nachfolger seines Vaters an der Staatsspitze galt, war im November 2011 von Aufständischen gefasst worden und ist seitdem in Libyen inhaftiert.

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