Libyen:Kämpfe in Tripolis

Rivalisierende Milizen brechen den Waffenstillstand in Libyens Hauptstadt, ein General droht, dort einzumarschieren - die für Ende des Jahres eigentlich geplanten Wahlen werden damit noch einmal unwahrscheinlicher.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Libyens Hauptstadt Tripolis wird erneut von schweren Kämpfen rivalisierender Milizen erschüttert. Laut der international anerkannten Einheitsregierung wurden am Donnerstag elf Menschen getötet, acht von ihnen Zivilisten. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Feindseligkeiten am 26. August stieg damit auf 96. Die Gefechte flammten bereits am Montag wieder auf, Dienstag fiel in der Hauptstadt und im Westen des Landes der Strom aus, weil bei Tripolis eine wichtige Verteilerstation beschädigt wurde. Auch der Flughafen Mitiga ist seither wieder geschlossen.

Die UN hatten Anfang des Monats eine Waffenruhe zwischen den Milizen vermittelt, die aber immer wieder gebrochen wurde. Truppen des aus Misrata stammenden Milizenführers Salah Badi und der sogenannten 7. Brigade aus der 60 Kilometer südöstlich von Tripolis gelegenen Stadt Tarhuna hatten die Hauptstadt von Süden her angegriffen. Die Kämpfe konzentrieren sich auf die Viertel um den 2014 zerstörten internationalen Flughafen.

Die Einheitsregierung von Präsident Fayez al-Serraj stützt sich auf mehrere Milizen, die Tripolis kontrollieren und sich Zugang zu Posten und Ressourcen der Regierung verschafft haben. Sie verdienen mit fragwürdigen Geschäften Millionen, aus denen sie die nun angreifenden Milizen herausgedrängt haben. General Khalifa Haftar, der Machthaber in Bengasi und im Osten Libyens, droht, seine Truppen würden "zu gegebener Zeit und auf die richtige Weise" in Tripolis eingreifen. Haftar hat Ambitionen, die Macht in ganz Libyen an sich zu reißen. Er hatte sich im Mai mit Serraj auf Wahlen bis Jahresende verständigt, die aber zunehmend unwahrscheinlich werden.

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