Libyen im Umbruch:Gaddafis Sohn bittet Niger um Asyl

Immer mehr Anhänger Gaddafis setzen sich ins Nachbarland ab - darunter auch der Sohn des gestürzten libyschen Despoten, al-Saadi. Der Ex-Fußballprofi hofft auf dauerhaften Unterschlupf in Niger. Gaddafi selbst ist nach wie vor verschwunden, allerdings hält sein Regime immer noch Libyens Sitz bei den Vereinten Nationen - das wollen die einstigen Rebellen nun ändern.

Einer der Söhne des bisherigen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ist in der Hauptstadt des Niger, Niamey, eingetroffen, um dort um politisches Asyl zu bitten. Die Regierung Nigers hatte am Wochenende bestätigt, dass al-Saadi Gaddafi die Grenze zu Libyen überquert habe. Während er sich am Montag noch in Agadez aufgehalten habe, sei er nun in Niamey, sagte Regierungssprecher Marou Amadou. Al-Saadi hatte sich als Fußball-Profi versucht.

File photo of Saadi Gaddafi, the third son of Libya's Muammar Gaddafi, reacting to a question at a news conference in Sydney

Al-Saadi Gaddafi, Sohn des ehemaligen libyschen Machthabers, ersucht im Niger offenbar um politisches Asyl.

(Foto: REUTERS)

Der 38-Jährige war am Dienstag von den nigrischen Behörden festgenommen worden. Der internationale Druck auf das Land wuchs, den Gaddafi-Sohn sowie die Anhänger des ehemaligen Despoten auszuliefern. Auch die libyschen Rebellen wollen, dass Vertreter des Regimes wieder zurückgeschickt werden.

Das neue Libyen versucht derweil, seinen Status zu festigen: Der Nationale Übergangsrat der libyschen Rebellen will das Land künftig bei den Vereinten Nationen vertreten. Die Führung der Rebellen habe hierzu einen Brief an den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon geschickt und um Weiterleitung an die Generalversammlung gebeten, sagte der Präsident der Aufständischen, Nassir Abdulasis al-Nasser. Ein Ausschuss werde den 193 Mitgliedsstaaten hierzu eine Empfehlung geben. Bislang wird Libyens UN-Sitz noch von Gaddafis Regierung gehalten.

Unterdessen hat ein tunesisches Gericht einen engen Vertrauten Gaddafis vom Vorwurf der illegalen Einreise freigesprochen: General al-Choweildi al-Hamidi war vergangene Woche ohne Einreisestempel auf dem Flughafen von Tunis aufgegriffen worden. Aus der tunesischen Hauptstadt wollte er offenbar nach Marokko fliegen. Er sei in Libyen bedroht worden und habe nur illegal ausreisen können, sagte al-Hamadi vor Gericht. Sein Schleuser wurde zu einer dreimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Aufenthaltsort Gaddafis weiter unklar

Gaddafi selbst bleibt weiterhin verschwunden, auch die Nato hat nach eigenen Angaben keine Informationen, ob sich der frühere Machthaber noch in Libyen befindet. "Wir haben keine sicheren Informationen über seinen Aufenthaltsort", sagte Nato-Militärsprecher Roland Lavoie. "Um ehrlich zu sein: Wir wissen nicht, ob er das Land verlassen hat." Gaddafi sei schon "eine Zeitlang" nicht mehr in Libyen zu sehen gewesen: "Das wirft ganz sicher Fragen hinsichtlich seines Aufenthaltsortes auf."

Nach Angaben seines Sprechers hält Gaddafi sich allerdings noch immer im Land auf. "Der Führer befindet sich in guter Gesundheit und Verfassung... natürlich ist er in Libyen", sagte Moussa Ibrahim der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind immer noch sehr mächtig, unsere Armee ist immer noch schlagkräftig." Gaddafis Gefolgsleute hätten weiterhin große Teile des Landes unter Kontrolle.

Nach Nato-Angaben verlieren die Gaddafi-Truppen aber immer weiter an Boden. Die Gaddafi-Anhänger haben sich in ein Dreieck zwischen der Stadt Bani Walid im Südosten der Hauptstadt Tripolis, der Küstenstadt Sirte weiter im Osten und der südlich gelegenen Wüstenstadt Sebha zurückgezogen, sagte der Sprecher weiter. Das Aktionsgebiet der Gaddafi-treuen Kämpfer werde immer weiter eingeengt.

Die Rebellen-Truppen schnitten demnach in den vergangenen beiden Tagen die Verbindung zwischen Sirte und Bani Walid ab. Zudem sei die Kontrolle der Gaddafi-Getreuen über Sebha nicht mehr gesichert, sagte der Sprecher.

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