Süddeutsche Zeitung

Libyen:Heftige Kämpfe am Flughafen nahe Tripolis

Dichter Rauch, laute Explosionen: An Libyens wichtigstem Flughafen sind Gefechte zwischen rivalisierenden Milizen ausgebrochen - auf dem Gelände sollen auch Raketen eingeschlagen sein.

  • Libysche Milizen liefern sich heftige Kämpfe am wichtigsten Flughafen des Landes, nahe Tripolis.
  • Anscheinend sind anti-islamistische Sintan-Rebellen von radikal-islamischen Misrata-Brigaden angegriffen worden.
  • Fluglinien ziehen Konsequenzen und streichen ihre Flüge.

Explosionsgeräusche und dichter Rauch

Am Flughafen von Libyens Hauptstadt Tripolis sind heftige Gefechte zwischen rivalisierenden Milizen ausgebrochen. Es waren Explosionsgeräusche zu hören, dichter Rauch lag über der Gegend. Nach Angaben eines Vertreters der Flughafenbehörden schlugen am Morgen auch Raketen auf dem Flughafengelände ein.

Der Flughafen liegt 25 Kilometer außerhalb der Hauptstadt. Der Schusslärm schwerer Waffen drang jedoch bis ins Stadtzentrum vor. British Airlines und Turkish Airlines haben ihre Flüge nach Tripolis bereits gestrichen.

Kampf um Vorherrschaft im Land

Der BBC zufolge seien anti-islamistische Sintan-Rebellen, die seit dem Ende des Bürgerkriegs den Flughafen kontrollieren, von einer rivalisierenden islamistischen Gruppe angegriffen worden. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge handelt es sich bei letzterer um eine Miliz, die der Stadt Misrata nahe steht.

Aus den Städten Misrata und Al-Sintan stammen die mächtigsten Milizen Libyens. Sie konkurrieren um die Vorherrschaft im Land. Die Sintan-Brigaden hatten am bewaffneten Aufstand gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi teilgenommen, der im Jahr 2011 mit Unterstützung der Nato gestürzt wurde.

Auch drei Jahre nach dem Umbruch ist in Libyen noch immer keine Ruhe eingekehrt. Gegen zahlreiche Milizen ist die Armee machtlos. Nach Einschätzung der International Crisis Group sind 125 000 der sechs Millionen Libyer bewaffnet.

Nachbarstaaten sorgen sich

Die Unruhen machen auch den Nachbarstaaten Sorgen. In der tunesischen Stadt Hammamet wollten am Sonntag die Außenminister der sechs Länder zu zweitägigen Beratungen zusammenkommen. Dabei sollte es nach Angaben des Außenministeriums in Tunis um einen geeigneten Grenzschutz gehen, der länderübergreifende terroristische Aktivitäten verhindern kann. Ferner sollte über einen nationalen Dialog in Libyen diskutiert werden. Neben Libyen und Tunesien wurden Repräsentanten aus Algerien, Ägypten, Sudan, Niger, dem Tschad sowie von Arabischer Liga und Afrikanischer Union erwartet.

US-Regierung "tief besorgt"

Erst am Samstag hatte sich die US-Regierung ebenfalls "tief besorgt" über die anhaltende Gewalt in Libyen gezeigt. Sie könne zu einem "breiten Konflikt" in dem Land führen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Sie verlangte, dass das neu gewählte Parlament so schnell wie möglich zusammentreten müsse und auch die Arbeit an der neuen Verfassung "ohne Behinderung und Gewalt" fortgesetzt werden solle.

Das neue libysche Parlament soll den Nationalkongress ablösen, der wegen interner Grabenkämpfe und der Duldung islamistischer Milizen seine Autorität einbüßte. Das Mandat des Übergangsparlaments lief bereits im Februar aus. Der Versuch der Abgeordneten, ihre Amtszeit bis Dezember zu verlängern, wurde schließlich durch Proteste vereitelt. Das Ergebnis der Parlamentswahl von Ende Juni soll am 20. Juli bekanntgegeben werden.

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