Libyen:Gewalt nach Eintreffen der libyschen Einheitsregierung in Tripolis

  • Die Einheitsregierung unter der Führung des neuen Ministerpräsidenten Fajes al-Sarradsch war unter hohen Sicherheitsvorkehrungen über den Seeweg von Tunesien nach Tripolis gelangt.
  • Im Stadtzentrum waren daraufhin heftige Schusswechsel zu hören, ein Anhänger der Einheitsregierung soll getötet worden sein.
  • Der Chef der bisherigen Regierung mit Sitz in Tripolis, Chalifa Ghweil, forderte al-Sarradsch umgehend auf, die Hauptstadt wieder zu verlassen.

Wenige Stunden nach dem Eintreffen der Einheitsregierung in Libyen ist es zu Zusammenstößen zwischen Unterstützern und Gegnern gekommen. Dabei sei ein Anhänger der zunächst siebenköpfigen Einheitsregierung getötet worden, sagte ein für die Sicherheit der Mitglieder verantwortlicher General. Drei Personen seien bei den Kämpfen in der Hauptstadt Tripolis verletzt worden. Im Stadtzentrum waren heftige Schusswechsel zu hören. Ein bekannter Fernsehsender, der als Gegner der Einheitsregierung gilt, soll gestürmt und geschlossen worden sein.

Die Einheitsregierung unter der Führung des neuen Ministerpräsidenten Fajes al-Sarradsch war am Mittwoch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen über den Seeweg von Tunesien nach Tripolis gelangt. Dort residiert sie zunächst in einem Marinestützpunkt. Der Chef der bisherigen Regierung mit Sitz in Tripolis, Chalifa Ghweil, hatte al-Sarradsch umgehend aufgefordert, die Hauptstadt wieder zu verlassen.

International wurde die Ankunft al-Sarradschs hingegen begrüßt: Der UN-Sondergesandte für Libyen, Martin Kobler, würdigte dessen "beachtlichen persönlichen Mut" und appellierte an die Milizen, die Macht friedlich an die Einheitsregierung zu übergeben.

Kampf gegen IS

Seradsch kündigte an, nun an einem Waffenstillstand, einer nationalen Aussöhnung und der Rückkehr von Vertriebenen sowie der Bekämpfung des Islamischen Staats (IS) zu arbeiten. Der Westen hofft, dass die Regierung der nationalen Einheit der wachsenden Bedrohung Einhalt bieten kann, die vom IS ausgeht.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor fünf Jahren regiert in Libyen das Chaos. Zwei Regierungen - eine international anerkannte mit Sitz in Tobruk und die nicht anerkannte in Tripolis - streiten seither um die Macht. Der IS konnte sich durch das Machtvakuum im Land festsetzen.

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