Libyen: Gaddafi-Clan:Das Ende der Macht - und einer Familie

Das libysche Regime bricht unter den Aufständen zusammen - und mit ihm der Gaddafi-Clan. Die Kinder des Despoten sind für ihren extravaganten Lebensstil bekannt. Manch einer genoss die Vorzüge der Macht im Ausland, zum Teil auch in Deutschland.

20 Bilder

Demonstrators smash a poster of Libyan leader Muammar Gaddafi during a protest against Gaddafi outside of the Libyan embassy in Ankara

Quelle: REUTERS

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Ein halbes Jahr nach dem Beginn des Aufstandes gegen Muammar al-Gaddafi steht das libysche Regime vor der Ablösung - und mit ihm die Familie Gaddafi. Die Rebellen greifen mit Unterstützung der Nato die Stadt Sirte an, die Geburtsstadt des selbst ernannten Revolutionsführers. Während Gaddafi-Bilder zerstört werden und sein Palast in Tripolis geplündert wird, hält sich der Despot versteckt. Und auch von seiner skurrilen Familie ist nichts mehr zu sehen, seitdem ...

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Quelle: AFP

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... Saif al-Islam Mitte August noch einmal die Macht des Clans zu demonstrieren versuchte. Überraschend war der Sohn des gestürzten Machthabers in Tripolis aufgetaucht und hatte damit Gerüchte über seine Festnahme widerlegt. "Wir haben den Rebellen das Rückgrat gebrochen", tönte der 39-Jährige, der lange als das liberale Gesicht des Gaddafi-Clans galt. Wie sein Vater wird auch er mittlerweile vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit per Haftbefehl gesucht.

File photograph of Saif al-Islam Gaddafi, the son of Libyan leader Muammar Gaddafi, in Tripoli

Quelle: REUTERS

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Saif al-Islam (übersetzt: das Schwert des Islam), hier ein Foto vom Februar, trat in der Öffentlichkeit mit Anzug und Krawatte sowie ruhiger und besonnener Ausdrucksweise auf. Obwohl er kein offizielles politisches Amt inne hatte, kam der zweitälteste Sohn Gaddafis während des Konflikts in seinem Heimatland immer wieder als Sprecher seines Vaters zum Einsatz. Die Wandlung überraschte. Denn vor den Ausschreitungen in seinem Land galt Saif al-Islam als moderater und politischer Reformer, der erklärte, er wolle das Land politisch und wirtschaftlich öffnen.

Gaddafi-Sohn: Opferzahlen übertrieben

Quelle: dpa

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Doch schon kurz nach dem Beginn der Eskalation erschien Saif al-Islam im libyschen Staatsfernsehen. Bei weitem nicht so spektakulär wie sein Vater aufzutreten pflegt, saß er in Anzug und Krawatte vor einer grün-weißen Weltkarte und wandte sich in einer ausschweifenden Rede an seine Landsleute. Er warnte vor dem Chaos, kündigte Widerstand des Regimes an und drohte, die Armee werde bis zum letzten Mann, bis zur letzten Frau und bis zur letzten Patrone kämpfen. Er sprach zwar auch von Reformen, doch seine Botschaft an die Demonstranten war deutlich: "Ich spreche zu euch zum letzten Mal, bevor die Waffen sprechen."

Gaddafi-Sohn: Opferzahlen übertrieben

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Das Verhältnis Gaddafis zu Sohn Saif al-Islam ist nicht ungetrübt. Der Junior hatte immer wieder die Verfassung Libyens kritisiert und das Regime seines Vaters als korrupt bezeichnet. Das passte Gaddafi Senior überhaupt nicht. 2006 musste Saif al-Islam deshalb vorrübergehend das Land verlassen. Angesichts der Demonstrationen in Libyen und des drohenden Untergangs der Familie Gaddafi, schien der Clan wieder enger zusammenzuhalten.

Im Westen dagegen hat der Dandy Saif al-Islam sich Ansehen verschafft. Mit seinen nüchternen und pragmatischen Auftritten war er ein beliebterer Verhandlungspartner als sein exzentrischer Vater und seine zu Eskapaden neigenden Brüder.

FORMER ABU SAYYAF HOSTAGES STAND TOGETHER WITH LIBYAN NEGOTIATOR AZZARUK AND GADDAFI'S SON SAIF AL ISLAM IN TRIPOLI

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Beliebt machte Saif al-Islam sich im Ausland auch als Verhandlungspartner bei Geiselnahmen. Als Vorsitzender der humanitären Gaddafi-Stiftung half er 2000 bei der Befreiung von Geiseln aus der Hand von Islamisten. Auch im Fall der acht Jahre lang in Libyen eingesperrten bulgarischen Krankenschwestern inszenierte er sich als Befreier.

Auf dem Bild ist Saif al-Islam (3.v.l.) zusammen mit den freigelassenen Geiseln im September 2000 zu sehen.

GADDAFI HAIDER

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Saif al-Islam studierte Architektur an der Universität von Al Fatih und anschließend Wirtschaftswissenschaften in Wien, wo er in einer Luxusvilla lebte. Dort lernte er auch den österreichischen Rechtspolitiker Jörg Haider kennen.

Aus den Schlagzeilen kam Saif al-Islam Gaddafi nicht heraus. Seine Dissertation an der London School of Economis steht unter Plagiatsverdacht. Die Gaddafi-Stiftung hatte der Universität 2009 umgerechnet etwa 1,8 Millionen Euro Spenden über einen Zeitraum von fünf Jahren für Studien über Nordafrika zugesagt. Jetzt wird über einen Zusammenhang zwischen der Geldspende und Saif al-Islams Promotion spekuliert.

Mohammed Muammar Gaddafi,

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Weniger präsent in den Medien sind Gaddafis andere Kinder. Der Diktator hat sieben Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn Mohammed Muammar stammt noch aus Gaddafis erster Ehe. Nachdem der Filius in Libyen sein Ingenieurstudium abgeschlossen hatte, ging er für eine Promotion nach Großbritannien. Das Bild zeigt ihn bei seiner Graduiertenfeier im Juli 2006 an der britischen Universität Liverpool.

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Gaddafis ältester Sohn fungierte zuletzt als Chef des einflussreichen staatlichen Post- und Kommunikationsamtes. Im Vergleich zu seinen jüngeren Brüdern hat er sich in den vergangenen Jahren aber weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und lebt deutlich unauffälliger.

AL-SAADI GADDAFI; SAADI GADDAFI

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Spektakulär hingegen sind die Auftritte des drittältesten Sohns: al-Saadi, geboren 1973. Für seine Hochzeit richtete der Geschäftsmann und ehemalige Fußballprofi ein rauschendes Fest mit Kamelrennen und Feuerwerk aus. Seine Frau ist die Tochter eines Militärkommandeurs. Ehrengast auf der Hochzeit war: Diego Maradona.

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Seit 2002 zog al-Saadi - hier auf den Filmfestspielen von Venedig - durch Italien und versuchte sein Glück als Fußballprofi ...

LIBYAN LEADER GADDAFI'S SON MOAMMER GADDAFI CROSSES BALL DURING TRAINING SESSION

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... zum Toreschießen kam er allerdings kaum: bei den Klubs aus Perugia, Genua und Udine saß er meist nur auf der Ersatzbank. Bei Perugia Calcio wurde er ein einziges Mal eingewechselt, und das erst in der 75. Minute. Dafür mischte er als Investor kräftig bei ausländischen Fußballklubs mit.

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Der vierte Sohn Gaddafis, Mutassim Billah war bis zuletzt Berater für Nationale Sicherheit in Libyen - ein Titel, der nur harmlos klingt, es aber nicht ist. Der 1975 geborene Diktatorenspross hat im Sicherheitsapparat Karriere gemacht und gilt als konservativer Hardliner.

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Auch Mutassim hatte sich mit seinem Vater zwischenzeitlich überworfen. Für einige Zeit musste er nach Ägypten fliehen, weil er an einem Umsturzplan der Armee beteiligt gewesen sein soll. Mutassim durfte jedoch zurückkehren - und wurde noch mächtiger: Gaddafi betraute seinen Viertältesten mit wichtigen Ämtern in seinem Machtapparat. Mutassim verprasst allerdings auch gerne Geld: Er soll eine Million Dollar dafür gezahlt haben, dass Mariah Carey an Silvester 2009 einige Songs in einem Luxusressort auf einer Karibikinsel darbot. Auch mit Saufgelagen hat er es schon in die Schlagzeilen geschafft.

Diplomatische Krise zwischen Libyen und Schweiz: Gaddafi-Sohn Hannibal

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Gaddafi Junior Nummer fünf heißt Hannibal. Er ist in Europa ebenfalls recht bekannt - besonders bei der Polizei. In Paris wurde er etwa wegen Körperverletzung und unerlaubten Waffenbesitzes zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. In der Schweiz löste er eine diplomatische Krise aus, als er eine Hausangestellte misshandelt haben soll. Hannibal und seine Frau waren im Juli 2008 in Genf verhaftet worden. Vater Gaddafi antwortete darufhin auf seine Art: Der Senior setzt zwei Schweizer Geschäftsleute in Libyen fest.

Vorbereitungen zur 46. Muenchner Sicherheitskonferenz

Quelle: ddp

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Auch Saif al-Arab, der in der Nacht zum 1. Mai angeblich durch Nato-Bomben getötet wurde, machte durch unrühmliche Schlagzeilen im Ausland auf sich aufmerksam. Der 1982 geborene Gaddafi-Sprössling schrieb sich 2006 als Student an der Technischen Universität in München ein. Anfangs residierte er in einer Hotelsuite im Bayerischen Hof. Später zog Saif al-Arab mit seiner Gefolgschaft in eine Villa in Waldperlach.

Eine Entourage aus Bodyguards, einem Arzt, einem Juristen und Hausangestellten stand ihm auch in München zur Seite. Der Diktatorensohn feierte ausschweifend, frönte seiner Leidenschaft für teure Autos und zog durch die angesagtesten Clubs der Stadt. Mehrfach ermittelten Polizei und Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Waffenbesitzes, Körperverletzung und wegen des Verdachts der Anstiftung zum Mord. Saif al-Arab soll Anfang des Jahres München verlassen haben. Eine unabhängige Bestätigung seines Todes steht bislang aus.

Im Gegensatz zu seinen prominenten Brüdern, die auf der politischen Bühne und in den Schlagzeilen der Klatschnachrichten in der Öffentlichkeit stehen, ist über einen weiteren Sohn Gaddafis, Khamis, kaum etwas bekannt. Im März soll er durch eine Kamikaze-Aktion eines libyschen Piloten ums Leben gekommen sein, das Regime dementierte dies. Khamis soll im libyschen Sicherheitsapparat einen hohen Posten inne gehabt haben.

Aischa Gaddafi

Quelle: dpa

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Gaddafis Tochter Aisha hat Jura studiert und ist heute Anwältin. Einer ihrer bekanntesten Klienten war der langjährige irakische Tyrann Saddam Hussein. Auch ihre Brüder verteidigte sie mit juristischen Mitteln. Das Foto zeigt sie in Tripolis, wo sie sich zu Beginn des Krieges in einer Rede an das Volk wandte.

File photo of Libyan leader Muammar Gaddafi smiling at his daughter Aysha during a news conference inside his Bedouin tent erected in the heavily fortified Bab El-Assaria barracks on the outskirts of Tripoli

Quelle: Reuters

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Gaddafi pflegt seinen Personenkult mit größtem Aufwand, doch Familienfotos scheinen für ihn nicht dazuzugehören. Es gibt nicht viele Bilder, auf denen er gemeinsam mit seinen Kindern zu sehen ist. Das Bild zeigt Tochter Aisha zusammen mit ihrem Vater bei einer Pressekonferenz in einem Beduinenzelt im Jahr 1986.

SOPHIA GADDAFI; KHAMIS GADDAFI; SAFIR ANAB GADDAFI; Saadi Gaddafi

Quelle: AP

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Während Gaddafi für die Kameras der Welt posierte und seine schillernden Outfits wechselte wie andere Staatschefs die Krawatten, zeigte seine Ehefrau sich nur selten auf Bildern. Seit 1970 ist Gaddafi in zweiter Ehe mit der aus Jugoslawien stammenden Krankenschwester Safiva Farkash verheiratet. Das Bild zeigt sie mit drei Söhnen im Zelt des Hauptquartiers im Jahr 1986.

Sulfiah  Khadafy, Sadiq Khadafy, Seph Al Islam  Khadafy, Gadhafi

Quelle: ASSOCIATED PRESS

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Das Bild zeigt Safiva Farkash bei einer Pressekonferenz im April 1986 mit zwei Söhnen. Sie steht vor einem zerbombten Haus in Tripolis. Gaddafi verurteilte damals die USA dafür, unschuldige Menschen während des Luftangriffs getötet zu haben. Bei dem Angriff starb auch Hana, die Adoptivtochter der Gaddafis. Mit dem Luftschlag wollte die US-Regierung einen Bombenanschlag vergelten, den libysche Attentäter auf die von amerikanischen Soldaten frequentierte Diskothek "La Belle" in Berlin verübt hatten.

© sueddeutsche.de/maza
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