Libyen:Ex-Geheimdienstchef Senussi festgenommen

Die mauretanischen Behörden haben nach eigenen Angaben den vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten ehemaligen libyschen Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi festgenommen. Der Libyer sei mit einem gefälschten Pass des Landes Mali gereist.

Senussi sei am Flughafen der Hauptstadt Nouakchott in Gewahrsam genommen worden, hieß es am Samstag. Er sei aus Marokko gekommen und habe einen gefälschten malischen Pass bei sich gehabt. Ein Sprecher des libyschen Außenministeriums sagte, die Festnahme sei nicht bestätigt. Al-Senussi ist einer der prominentesten Vertreter des gestürzten Regimes von Muammar al Gaddafi. Der 62-Jährige war maßgeblich an den Bemühungen beteiligt, den Volksaufstand im vergangenen Jahr zu bekämpfen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag beschuldigt Senussi und Gaddafis Sohn Seif al-Islam der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Seif al-Islam Gaddafi wurde im November in im Süden Libyens von Kämpfern gefangen genommen. Ungeachtet des vorliegenden IStGH-Haftbefehls wollen ihn die libyschen Behörden in der Heimat vor Gericht stellen. Wo sich al Senussi bis zu seiner Festnahme aufhielt, war unklar. Es gab libysche Berichte, wonach der Schwiegersohn des verstorbenen Machthabers Gaddafi zur gleichen Zeit wie Seif al-Islam Gaddafi festgenommen und in der südlibyschen Stadt Sabha festgehalten wurde.

Gestern Abend wurden unterdessen tausende libysche Demonstranten bei einer Kundgebung für die Gründung einer autonomen Region in der ostlibyschen Stadt Bengasi von bewaffneten Männern angegriffen. Dabei wurde mindestens ein Mensch getötet, wie ein Krankenhaussprecher in Bengasi mitteilte. Sechs weitere Personen wurden demnach verletzt, zwei davon schwer. Ein Demonstrant berichtete, die bewaffneten Angreifer seien auf die Menge losgegangen und hätten das Feuer eröffnet. In Panik seien die Demonstranten von dem Platz geflohen, der anschließend von bewaffneten Männern besetzt worden sei. Ein weiterer Demonstrant sagte, die Kämpfer hätten ein Büro des Fernsehsenders Libya al-Ahrar angegriffen, um zu verhindern, dass Bilder der Demonstration gesendet werden. Die für die Sicherheit in Bengasi zuständige Miliz habe ihre Kämpfer ausgesandt, um nach den Angreifern zu suchen, berichteten Zeugen. Die Kundgebungsteilnehmer demonstrierten ihre Unterstützung für die von Stammes- und Milizführern erklärte Autonomie des Staates Barka, der fast die gesamte ölreiche, östliche Hälfte Libyens ausmacht. Die Unterstützer der Autonomie erachten sie als notwendigen Schritt, um der unter Muammar al Gaddafis Herrschaft Jahrzehnte andauernden Vernachlässigung des Ostteils des Landes zugunsten des Westens ein Ende zu machen. Allerdings regte sich auch schnell Widerstand gegen die Autonomiepläne aus Angst, sie könnte ein erster Schritt zur Teilung des Landes sein.

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