Libyen:Die Verantwortungslosen

Europa und die USA missachten ihre humanitären Pflichten in dem Bürgerkriegsland.

Von Paul-Anton Krüger

Drei Monate währt der neue Bürgerkrieg in Libyen nun, tobt die Schlacht um Tripolis. Hunderte Menschen sind getötet worden, Tausende verletzt, Zehntausende vertrieben, weitgehend unbeachtet von der Welt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Migranten zum Opfer wurden. Die Vereinten Nationen warnen seit Monaten davor, auch weil Tausende in Internierungslagern festgehalten werden, die in der Nähe der Front liegen.

Milizen aller Seiten begehen in Serie Verbrechen und mutmaßlich auch Kriegsverbrechen an diesen Menschen, die keine Chance haben, sich zu wehren. Sie werden unter menschenunwürdigen Bedingungen eingepfercht, misshandelt, vergewaltigt und jetzt auch für militärische Hilfsdienste oder als Kämpfer rekrutiert.

Es macht fassungslos, dass die US-Vertretung bei den UN ohne Instruktion aus Washington weder einen Luftangriff auf Unschuldige verurteilen noch eine Waffenruhe fordern kann. Europa braucht sich darüber aber nicht zu erheben. Viele Lager werden mit Geld aus der EU und Italien betrieben. Neben US-Präsident Donald Trump hat auch Frankreich dem Kriegsherrn Khalifa Haftar Unterstützung signalisiert, was der als Freibrief zum Sturm auf Tripolis interpretierte. Höchste Zeit, dass Europa in Libyen seiner politischen und humanitären Verantwortung gerecht wird.

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