Justin Trudeau brauchte nur vier Worte, um die liberalen Teile des Internets um den Verstand zu bringen. Schon nach seinem Wahlsieg hatte Kanadas neuer Premier für viele Schlagzeilen gesorgt: Der britische Daily Mirror kürte ihn zum "sexiesten Politiker der Welt", NBC News erinnerte an seine Vergangenheit als Boxer und daran, dass Trudeau mal bei einem Benefiz-Event einen Striptease hingelegt hatte.
Doch dann beantwortete der 43-Jährige die Frage einer Journalistin, warum er sein Kabinett aus 15 Frauen und 15 Männern gebildet habe, mit diesem Satz: "Because it's 2015."
Dank dieser - im Rest der Welt weiterhin - außergewöhnlichen Personalentscheidung wird Trudeau auch von feministischen Websites wie Jezebel.com gefeiert: "Sein Kabinett ist die sexieste Sache an Justin Trudeau." Seit der Vereidigung in der vergangenen Woche lässt die #Trudeaumania kaum nach, sagt Lauren Strapagiel von Buzzfeed Canada. Über den weltberühmten Satz "Weil wir 2015 haben" sagt die Social-Media-Redakteurin: "Das ist typisch: Er ist schlagfertig und formuliert sehr knapp." Dass sich plötzlich der Rest der Welt für Kanadas "hot prime minister" (scharfen Premierminister) interessiert, amüsiert die 26-Jährige.
In Strapagiels Augen verkörpert Justin Trudeau, dessen Vater zweimal Premierminister war, das "gute Kanada". Nicht nur linke Kanadier wollen, dass ihr Land als "liberales Amerika" wahrgenommen wird: also als progressiv, offen für Migranten und tolerant gegenüber Minderheiten.
Und da dieser Ruf unter Ex-Premier Stephen Harper ziemlich gelitten hat (er stellte unter anderem Interessen der Öl-Industrie meist über Umweltschutz), sorgen solche Fotos von Trudeau nun gerade bei jungen Internet-Nutzern für Aufsehen: Der neue Premier posiert im Krankenhaus mit seinem schwulen Kabinettsmitglied Scott Brison, dessen Partner und deren Zwillingstöchtern.
Bei der Auswahl seiner Regierung hat Trudeau nicht nur auf Ausgewogenheit bei den Geschlechtern und der regionalen Herkunft geachtet: Zwei seiner Minister haben Behinderungen, zwei gehören den Ureinwohnern an und vier der Sikh-Minderheit. Harjit Sajjan, der neue Verteidigungsminister, wurde auch sofort mit seinem Turban zum Internet-Star.
Ob der neue Feministen-Liebling Trudeau alle versprochenen Verbesserungen für Frauen und die LGBT-Community (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Im Wahlkampf, so Laura Strapagiel von Buzzfeed Canada, hat Trudeau seine künftigen Abgeordneten verpflichtet, das Recht auf Abtreibung zu befürworten. Er will Schwulen erlauben, Blut zu spenden, und dafür sorgen, dass mehr als 1000 Morde an Frauen, die zu den sogenannten First Nations gehören, aufgeklärt werden. Trudeaus Vorgänger Harper hatten die kanadischen Ureinwohner nie interessiert.
Spitzenpolitiker als Sexsymbol
Allerdings finden sich in den sozialen Netzwerken, also bei Twitter, Tumblr und Facebook, vor allem auch sehr viele Sprüche und Bilder, die das gute Aussehen von Justin Trudeau preisen. Die meisten Tweets werden mit #DaddyTrudeau versehen. Laura Strapagiel berichtet auch von ersten "erotischen Fan-Romanen", in denen der Premier eine prominente Rolle spielt. Außerdem sei der sexuell sehr explizite Hashtag #PMILF (manchmal auch #PILF) sehr beliebt (mehr dazu hier).
Manche Internet-Nutzer diskutieren darüber, welchem Prinzen aus diversen Disney-Filmen Trudeau nun am ähnlichsten sieht, andere fühlen sich an den Film "Tatsächlich Liebe" aus dem Jahr 2003 erinnert, in dem Hugh Grant in die Rolle des britischen Premiers schlüpft.
Und diese Nutzerin sieht in Justin Trudeau gar die Antwort auf den russischen Alpha-Mann Wladimir Putin.