Liberale:Kubicki, der Abenteurer

Das Streitgespräch mit AfD-Chef Gauland hätte er besser abgesagt.

Von Mike Szymanski

Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki braucht den Thrill. Er und seine Partei haben die Oppositionsrolle vorgezogen, jetzt sorgt er selbst dafür, dass ihm nicht langweilig wird. Die Liberalen haben im Bundestag einige Mühe, sich mit ihrer Politik klar von den Rechtspopulisten abzugrenzen - doch Kubicki setzt sich mit Alexander Gauland, dem Partei- und Fraktionschef der AfD, zum Zeitungsinterview zusammen. Wer immer meinte, die FDP drohe eine AfD- light zu werden, darf sich nun bestätigt fühlen: Andere machen einen Bogen um die AfD. Kubicki geht hin.

Dabei hilft es wenig, dass der Grenzgänger der FDP in dem Gespräch kaum eine Gelegenheit auslässt, zu betonen, warum AfD und FDP keine Gemeinsamkeiten haben. Streckenweise gelingt ihm das gut, wenn er zum Beispiel sagt, die AfD zeige, warum es so wertvoll sei, sich für ein liberales und weltoffenes Land einzusetzen. Nichtsdestotrotz lässt Kubicki aber allein mit dem Auftritt den Eindruck zu, die AfD - rassistisch im Kern - sei eine gewöhnliche Partei. Mag sein, dass der FDP-Provokateur jene Wutwähler im Blick hat, die vor allem aus Enttäuschung über andere Parteien der AfD ihre Stimme gegeben haben. Riskant wäre dieses Kalkül allemal. Was rechtspopulistische Versuchungen angeht, scheint die FDP keineswegs schon so gefestigt zu sein, wie Kubicki glauben machen will. Der richtige Ort für eine Auseinandersetzung mit der AfD, wie Kubicki sie gesucht hat, sollte vielmehr der Bundestag sein.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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