Besuch in Libanon:Papst ruft zu Frieden in Syrien auf

"Frieden muss her": Das sagte der Papst zum Auftakt seiner Libanon-Reise. Damit bezog er sich sowohl auf die gewaltsamen Proteste von Muslimen gegen den Mohammed-Film als auch auf die angespannte Lage im Nahen Osten. Nur Stunden nach der Ankunft des katholischen Kirchenoberhauptes kam es zu Ausschreitungen im Norden des Libanon.

Papst Benedikt XVI. besucht für drei Tage den Libanon. In dem kleinen Land gibt es offiziell 17 Religionsgemeinschaften - der Papst lobt es als Beispiel für Frieden und Koexistenz im Nahen Osten. Bei einem Freiluftgottesdienst mit etwa 350.000 Gläubigen hat Papst Benedikt XVI. im Libanon zum Frieden im Nahen Osten und vor allen in Syrien aufgerufen. Gott möge den Staaten der Region Staatsführer geben, die "Diener des Friedens seien", sagte er am Sonntag bei der Messe zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs in der Hauptstadt Beirut.

Beim anschließenden sogenannten Angelus-Gebet bat er um ein "Geschenk des Friedens der Herzen, der Waffenruhe und des Endes aller Gewalt", insbesondere in Syrien.

1 / 1
(Foto: dpa)

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hält sich seit Freitag im Libanon auf. Bereits zu Beginn seiner Reise forderte der 85-Jährige einen Stopp aller Waffenlieferungen in das gewaltgeplagte Syrien. Für den Sonntagnachmittag steht ein interreligiöses Treffen nahe Beirut auf dem Programm des Papsts, bevor er am Abend in den Vatikan zurückkehren will.

Zu Ehren des katholischen Kirchenoberhauptes war Beirut mit Postern und Bannern  geschmückt. Große Bedeutung hat die Papst-Reise aufgrund der steigenden Unsicherheit der christlichen Minderheiten im Nahen Osten. Sie fühlen sich von der Islamisierung der Politik im "Arabischen Frühling" bedroht.

Mit dem "Papamobil" und von Tausenden Menschen umjubelt fuhr der Papst in Baabda zum Palast des Präsidenten. Dort traf er sich mit dem christlichen Staatschef des religiös gespaltenen Landes - mit führenden Muslimen sprach der Papst ebenfalls.

Zu Frieden in der Arabischen Welt rief Papst Benedikt XVI. bei einer Rede im Präsidentenpalast auf. Angesichts des Bürgerkriegs im benachbarten Syrien und der gewaltsamen muslimischen Proteste betonte er die Gemeinsamkeiten der Menschen unabhängig von ihrer Religion. Außerdem forderte er "eine Erziehung zum Frieden".

Im Beisein des christlichen Regierungschefs Michel Suleiman und seiner Frau Wafa goss Papst Benedikt eine Zeder im Präsidentenpalast. Sie ist ein christliches Symbol für Frieden und Helligkeit - und auf der libaneischen Staatsflagge abgebildet.

Papst Benedikt hatte trotz der gewaltsamen Proteste in der Region an seiner Reise in den Libanon festgehalten - und erntete dafür Anerkennung in den libanesischen Medien. Arabischsprachige Zeitungen bezeichneten seinen Besuch als "historisch". Es ist 15 Jahre her, dass ein Oberhaupt der katholischen Kirche im Libanon war.

Der Papst äußerte sich ebenfalls zum Krieg in Syrien und forderte das Ende von Waffenlieferungen an beide Seiten. Dies sei eine "schwere Sünde". Aus dem Nachbarland Libanons erreichte den Papst eine Botschaft der katholischen Bischöfe von Aleppo: Darin bitten sie ihn, bei der internationalen Gemeinschaft eine friedliche Lösung einzufordern.

In der Basilika St. Paul hielt Gregorius III., Patriarch der orthodoxen Kirche von Antiocha, eine Rede anlässlich des Papstbesuches.

Am Abend versammelten sich etwa 20.000 Jugendliche zu einem Gebetsgottesdienst mit dem Papst im Bergdorf Bkerke.

Die libanesische Armee sorgte für die Sicherheitsvorkehrungen während des abendlichen Gebetsgottesdienstes. Auch Gläubige aus den Nachbarländern waren extra angereist.

Der Papst forderte ein "neues Modell der Brüderlichkeit" und die Ächtung jedweder Gewalt. Es sei an der Zeit für Christen und Muslime, zusammen gegen Gewalt und Krieg zu arbeiten.

Auch syrische Christen kamen zu dem Treffen. Papst Benedikt XVI. sprach  seine Bewunderung für sie aus: "Ich möchte sagen, wie sehr ich euren Mut bewundere", sagte er. "Erzählt jenen um euch, dass der Papst betrübt ist über euer Leid und eure Trauer."

Der Gebetsgottesdienst in Bkerke am Sitz des maronitischen Patriarchats endete mit einem Feuerwerk.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/jume/juha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: