Libanon:Kampf um die Zukunft

Die Regierung tritt zurück - zu groß war das politische Versagen.

Von Dunja Ramadan

Nach der verheerenden Explosion in Beirut tritt die libanesische Regierung zurück. Premier Hassan Diab konnte den Zusammenbruch seines Kabinetts am Montag nicht mehr verhindern. Zu wütend war das eigene Volk, zu groß das politische Versagen. Angetreten war Diab Anfang des Jahres nach Massenprotesten mit einem "Rettungsteam". Doch die apokalyptischen Bilder aus Beirut zeigten, dass nichts mehr zu retten war.

Nun besteht die Chance auf eine politische Generalinventur. Viel zu lange nutzten konfessionelle Gruppen die Erinnerungen an den libanesischen Bürgerkrieg, um das Land nach ihren Vorstellungen zu formen. Sie bereicherten sich untereinander und zeigten bei Kritik auf die anderen. Konsequenzen mussten sie nicht fürchten. Denn wie tödlich auch ihre Unfähigkeit sein kann, schien vielen Libanesen nicht bewusst zu sein.

Nun fordern die Demonstranten einen zivilen Staat, der nicht entlang konfessioneller Linien gezogen wird, sondern der sich in erster Linie um die Belange aller Bürger kümmert. Leicht wird der Wandel nicht. Zu einflussreich ist die von Iran kontrollierte Hisbollah-Miliz, zu unantastbar sind die Warlords, die sich als Anführer ihrer Glaubensgruppen präsentieren. Die Frage ist, wer im Kampf um eine bessere Zukunft widerstandsfähiger sein wird: das Volk oder die Elite?

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