Lexikon:Fair Play

Warum der Trainer von Leeds United seine Mannschaft anwies, den Gegner ein Tor schießen zu lassen.

Von Christof Kneer

Es gibt Sportarten wie Judo, bei denen Fair Play sogar in der Spielphilosophie verankert ist. Aber natürlich fühlen sich auch alle anderen Sportdisziplinen jenem großen Begriff verpflichtet, der aus dem viktorianischen England stammt und auf mehr abzielt als nur auf die Einhaltung der Spielregeln. "Fair Play" beschreibt die Haltung eines Athleten, seinen Respekt vor dem Gegner und auch vor der Niederlage. Im heutigen, vom Kommerz getriebenen Sport wird der Begriff gern als Feigenblatt verwendet, hinter dem sich Verbände und Institutionen verstecken können. Umso erstaunlicher, was gerade in einer der größten Sportindustrien der Welt passiert ist, im englischen Profifußball: Der Trainer des englischen Zweitligisten Leeds United, Marcelo Bielsa, hat seine Spieler angewiesen, die gegnerische Mannschaft Aston Villa ohne Gegenwehr ein Tor schießen zu lassen - als Wiedergutmachung, weil sein eigenes Team zuvor auf unsportliche Weise ein Tor erzielt hatte, während ein Spieler des Gegners verletzt am Boden lag. "Bielsa tut dem Spiel einen großen Gefallen", schrieb die Times, und der ehemalige Trainer Arsène Wenger lobte: "Die ganze Welt sollte sich das anschauen." Leeds United und Aston Villa kämpfen noch um den Aufstieg in die Premier League. Sie könnten in den Aufstiegsspielen erneut aufeinandertreffen.

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