"Lex Wolf":Ernstes Wörtchen

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Wieder heimisch geworden, aber nicht immer willkommen: Derzeit gibt es 58 Wolfsrudel in Deutschland. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Nur einen kleinen Begriff im Naturschutzgesetz will Umweltministerin Schulze ändern - und so künftig den Abschuss von Wölfen erleichtern.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Eine winzige Änderung im deutschen Naturschutzgesetz soll den erbitterten Streit über den Wolf entschärfen. Mit der wachsenden Zahl von Wölfen und Wolfsrudeln im Land wächst auch der Ärger von Schäfern und Landwirten. Vor allem in Regionen, in denen sich der Wolf neu ansiedelt, klagen sie über gerissene Tiere. Nach jüngsten Zahlen gibt es 58 Wolfsrudel im Land. Doch bisher erlaubt das Gesetz nur dann die Tötung der geschützten Tiere, wenn dies der Abwendung "erheblicher wirtschaftlicher Schäden" dient. Diese Festlegung soll nun abgeschwächt werden, in einen "ernsten" Schaden. Dies solle die Tötung von auffälligen Wölfen erleichtern, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) der Bild am Sonntag. Denn bisher werde der "erhebliche Schaden" von Gerichten nur dann gesehen, wenn Wölfe tatsächlich die Existenzgrundlage bedrohen. Schulze nennt ihre Vorschläge eine "Lex Wolf".

Bisher haben in Deutschland Wölfe noch nie Menschen angegriffen

Der Streit über das Raubtier gärt seit Jahren. Weil die Zahl der Wölfe stieg, wuchs auch die Zahl der Begegnungen. Wölfe wurden nicht nur in Feld und Wald gesichtet, sondern auch in Ortschaften. Das Tier, das nicht zuletzt in Märchen eine oft grausame Rolle spielt, löste vielerorts Panik aus; auch wenn es weder zu erheblichen noch zu ernsten Zwischenfällen mit Menschen kam. Um Wölfe nicht in die Nähe von Menschen zu locken, will Schulze auch das gezielte Anfüttern von Wölfen verbieten. Auch dies gab es bereits. "In so einem dicht besiedelten Land wie Deutschland muss das Zusammenleben mit dem Wolf organisiert werden", sagte die Ministerin. Gleichzeitig gehe es aber auch um den Artenschutz. "Der Wolf ist nach wie vor eine vom Aussterben bedrohte Tierart. Und er ist sehr scheu." Schon deshalb habe es "bislang keinen einzigen Angriff auf Menschen durch einen Wolf gegeben".

Bisher laufen zur "Lex Wolf" noch Verhandlungen zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium, die Koalitionsspitzen allerdings wollen eine rasche Einigung. Denn der Umgang mit dem Wolf bleibt hochemotional. Als der Bundestag jüngst darüber diskutierte, reichten die Forderungen vom umfassenden Schutz des Tieres bis zu dessen Aufnahme in das Jagdrecht, damit Jäger leichter Wölfe abschießen können. Zu allem Überfluss breitet sich der Wolf von Ost nach West aus; besonders viele Rudel finden sich im Süden Ostdeutschlands, in Teilen Sachsens und Brandenburgs. In beiden Bundesländern stehen in einem halben Jahr Landtagswahlen an. Der Wolf ist dort ein ernstes Thema.

Die jüngsten Zwischenfälle mit dem Wolf gingen allerdings zu Ungunsten der Tiere aus, auch ohne gezielte Tötung. In Hessen, Sachsen und Baden-Württemberg wurde zuletzt je einer auf einer Autobahn überfahren.

© SZ vom 04.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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